Es wäre eine wunderbare Frage für Günther Jauchs Ratespiel „Wer wird Millionär?“: Sortieren Sie die folgenden Unternehmen nach der Größe ihrer IT-Abteilungen – Allianz, BMW, Bosch, Commerzbank, Deutsche Telekom, Volkswagen. Tatsächlich hatten Allianz und die Deutsche Bahn im zurückliegenden Jahr mit 15.000 Angestellten die größten IT-Abteilungen. Ihnen folgt auf Platz Zwei Volkswagen mit 13.000 Mitarbeitern vor Mercedes und der Deutschen Telekom mit jeweils 10.000 Personen. Auf Platz 4 landet Bosch (8800) vor Bertelsmann (7000) und der Lufthansa, die mit 6000 ebenso viele IT-Fachleute beschäftigt wie die Commerzbank. BMW folgt mit nur 5200 Angestellten.
Diese Abteilungen sind sämtlich personell besser ausgestattet als die größeren der deutschen mittelständischen Softwarehäuser. Aber auf diesem sogenannten IT-Mittelstand ruht die Zukunft der deutschen Wirtschaft, denn sie – und nicht die großen IT-Häuser wie SAP oder SAG – sind die Partner von hunderttausenden Handwerksbetrieben, Fertigungsunternehmen und Dienstleistern. Und sie sind es auch, die mit dem rasanten Tempo mithalten müssen, mit dem heute die Tech-Giganten wie Google, Microsoft oder Amazon aus der Cloud in die künstliche Intelligenz und das Metaversum voranstürmen.
Dabei stecken sie selbst oft noch im informationstechnischen „Ante Cloudium“, setzen also mit ihren Lösungen und ihrem IT-Support überwiegend auf Inhouse-IT und Server. Sie befinden sich damit auf Augenhöhe mit ihren mittelständischen Kunden, die ebenfalls nur zögernd den eigenen IT-Shop durch Cloud-Infrastrukturen ersetzen wollen und erst im Jahr Eins nach ChatGPT vorsichtig erste KI-Erfahrungen planen.
Und als wäre das nicht schon herausfordernd genug, fehlen laut Hightech-Verband Bitkom mindestens 120.000 Fachkräfte – denn so viele offene Stellen werden von den IT-Unternehmen und den IT-Abteilungen der Anwender gemeldet. Es dürften deutlich mehr sein, weil viele gerade mittelständische Unternehmen und Startups neue Stellen gar nicht mehr ausschreiben. Zu gering ist die Chance, angesichts des Fachkräftemangels und der durch die Dächer gehenden Gehälter. Und für viele neue Stellen fehlen überhaupt noch die Ausbildungsgänge, weil die Qualifikationsanforderung selbst kaum älter ist als ein Jahr. Vor allem im Umfeld der künstlichen Intelligenz und rund um Cyber Security entstehen neue Jobanforderungen schneller als die Lehrgänge zur Erlangung der notwendigen Expertise.
Allein in Deutschland arbeiten rund 1,1 Millionen Menschen in und mit der Informationstechnik – nicht gezählt jene zig Millionen Anwender, für die der Personal Computer das tägliche Handwerkszeug bei der Erledigung ihrer Arbeit ist. Sie alle erleben derzeit einen enormen Qualifizierungsdruck durch das rasende Tempo, in dem die Informationstechnik voranschreitet. Insofern werden künftig nicht die Abteilungen, die für die Entwicklung neuer Lösungen verantwortlich sind, den Weg zum IT-Millionär bahnen, sondern die Abteilungen, die Schulungen und Webinare für die Weiterentwicklung der Nutzerinnen und Nutzer entwerfen. Die Partnerorganisationen der Tech-Giganten stehen da in einem ganz besonderen Schlaglicht.
Einer der dies sehr wohl verstanden hat, ist Kevin Peesker, bei Microsoft im Rang eines President seit Kurzem zuständig für SMC und Digital – er muss also die Aufgabe meistern, kleine und mittlere Unternehmen auf dem Weg in die Digitalisierung zu unterstützen. Weltweit handelt es sich dabei um eine hohe zweistellige Millionenzahl an Unternehmen. Seine Aufgabe ist ein Role Model für alle Tech-Giganten: es geht darum, den zahlenmäßig größten Teil der Weltwirtschaft in die Zukunft aus Cloud Computing, Künstlicher Intelligenz und Metaversum zu tragen – egal, ob es sich dabei um mittelständische Anwender oder Anbieter handelt. Denn Digitalisierung kann nur funktionieren, wenn sie zur Massenbewegung wird – in den industrialisierten Ländern ebenso wie in den sogenannten Schwellenländern.
Und das angesichts eines gigantischen Fachkräftemangels, der nicht nur Deutschland umtreibt. Peesker wurde jetzt mit dem Titel Ultimate Partner Leader ausgezeichnet, weil er sich in seinem neuen Amt vehement für eine Ausbildungsoffensive unter Partnern und Anwendern einsetzt. Er und seinesgleichen bei Google, Amazon, Meta oder Apple müssen eine gigantische Aufgabe stemmen: Mittelständische Anwender und Anbieter müssen so schnell die Qualifikationen erringen, die neuen Technologien auch tatsächlich gewinnbringend einzusetzen. Es führt kein anderer Weg, auf dem jedermann zum IT-Millionär wachsen kann.