Wer spinnt unser Netz?

15. April 2024

Wenn wir etwas groß oder großartig nennen wollen, dann neigen wir zur Vorsilbe „mega“. Auf die Idee, etwas „kilo“ – also das Tausendfache – zu nennen sind wir nie gekommen. Auch das Milliardenfache – also „giga“ – hat es außer beim „Gigantismus“ nicht in unseren Sprachgebrauch gebracht. Ganz zu schweigen von Zetta oder Peta. Dabei sind wir längst in diesen Dimensionen angekommen. Doch die Eindrücke des soeben erlebten Konzerts von Taylor Swift „peta“ zu nennen, würde uns nicht einfallen – obwohl die Pop-Ikone längst zu den Milliardären gehört, also kein „Megastar“ ist, sondern ein „Gigastar“.

Unsere globale Infrastruktur misst sich längst nicht mehr nur in gängigen Größenordnungen: Allein in Deutschland fahren täglich 51.000 Züge für Personen und Güter auf dem etwas mehr als 38.000 Kilometer großen Schienennetz, das entspricht also 38 Megametern. Doch schon gegen das Straßennetz sieht die Schiene zwergenhaft aus: Mit rund 630 Megametern liegt das deutsche Straßennetz weltweit auf Platz 13. Für deren Erhalt wurden im vergangenen Jahr 8,4 Giga-Euro aufgewendet – zu wenig angesichts der maroden Brücken und Schlaglöcher im Asphalt. Spitzenreiter sind nicht überraschend die USA, deren Straßennetz 6,5 Gigameter beträgt, gefolgt von Indien mit 4,7 Gigametern.

Doch was ist das alles gegenüber unserer digitalen Infrastruktur. Allein zwischen 2010 und 2020 wuchs der jährliche Speicherbedarf für Daten von zwei auf 44 Zettabyte – das sind also 44 Billionen Gigabyte oder eine 44 mit 21 Nullen. Inzwischen hat sich der Speicherbedarf erneut verdoppelt. Und bis zum Jahr 2028 wird sich der Bedarf erneut mehr als verdoppelt haben - auf dann knapp 200 Zettabyte. Der größte Teil dieses Speicherbedarfs – und des damit verbundenen Rechenbedarfs – wird von rund 800 Großrechenzentren bedient. Die wenigsten dieser sogenannten Hyperscaler befinden sich in öffentlicher Hand. Die meisten stehen in den USA – sie repräsentieren etwa 40 Prozent des weltweiten Bedarfs an Computerleistung.

Man muss sich diese Größenordnungen verdeutlichen, um zu verstehen, wie umfassend der Paradigmenwechsel ist, der sich unmerklich, aber unaufhörlich im Ausbau und der Pflege unserer Infrastrukturnetze vollzogen hat. Während sich der Staat noch auf die hoheitlichen Aufgaben besinnt, unser Schienen-, Wasser- und Asphaltstraßen-Netz, sowie Elektrizitäts-, Gas-, Wasser- und Abwassernetz zu finanzieren, ist er bei der digitalen Infrastruktur nahezu außen vor. Der zögerliche, allmählich aber vollzogene Ausbau unseres Telekommunikationsnetzes mit Glasfaserkabeln zeigt allerdings, dass staatliche Organisationen auch nicht optimal ausgerichtet sind, um eine schnell wachsende Infrastruktur aufzubauen. Umgekehrt sollte uns der Niedergang der englischen Eisenbahnen auch davor warnen, alles der privaten Wirtschaft zu überlassen.

Aber wenn allein Microsoft – wie vielfach berichtet – 3,2 Milliarden Euro in deutsche Cloud-Rechenzentren investieren will, dann steht das schon in der gleichen Größenordnung wie die 8,4 Milliarden Euro, die die öffentliche Hand im vergangenen Jahr für das gesamte Straßennetz aufgewendet hat. Weltweit beläuft sich das derzeit kommunizierte Investment von Microsoft auf rund 50 Milliarden Dollar, wodurch Cloud- und KI-Infrastrukturen in den USA, in Europa, Südostasien und Ozeanien ausgebaut werden. Hinzu kommen geschätzte 100 Milliarden Dollar, die Microsoft und das KI-Startup OpenAI unter dem Projektnamen „Stargate“ in einen völlig neuen Supercomputer investieren wollen, der künftige KI-Entwicklungen beschleunigen soll. Plus die noch einmal in dieser Größenordnung geschätzten Aufwendungen für die Weiterentwicklung (und Marktreife) von Quantencomputern.

Und Microsoft ist bei weitem nicht allein: 87,9 Milliarden Dollar generiert Microsoft nach eigenem Geschäftsjahresbericht mit der Cloud. 90,8 Milliarden Dollar sind es laut deren Geschäftsjahresbericht bei Amazon. Die Google-Mutter Alphabet kommt nach ihren eigenen Zahlen auf 33 Milliarden Dollar. Gedeckt werden diese Umsatzzahlen durch weltweit steigenden Bedarf an Cloud-Diensten, die vom Handwerksbetrieb über mittelständische Unternehmen bis zum globalen Konzern nachgefragt werden. Und nicht zuletzt sind es die privaten Nutzer die mit ihren 5,1 Milliarden weltweit aktiven Smartphones-Accounts Cloud- und KI-Leistungen abrufen.

Und es sind die Millionen vernetzten Autos, die auf der durch private Anbieter voll ausgebauten Datenautobahn mit Navigationshilfe an den Staus vorbeifahren, die durch schlecht ausgebaute Straßen, marode Brücken oder ausgefallene Zugverbindungen entstehen. Wir leisten uns staatliche Misswirtschaft in den primären Hoheitsgebieten der Daseinsvorsorge, während gleichzeitig von den Ländern beauftragte Datenschützer vor der Vorherrschaft privater Tech-Anbieter in der digitalen Infrastruktur warnen. Und wir leisten uns eine Schuldenbremse, die unsere Kinder zwar vor neuen Schulden schützen soll, dabei aber genau jene Infrastrukturverbesserungen verhindert, die eigentlich die wirtschaftlichen Potentiale bieten könnte, mit denen dieser Schuldenberg auch wieder abgebaut werden könnte.

Wir müssen uns fragen: Wer spinnt unser Netz der Zukunft? Sind es die privaten Anbieter – dann könnten wir zuversichtlich sein, dass es gelingt. Sollte es die öffentliche Hand sein – dann beginnt die Zukunft wahrscheinlich erst später. Oder gelingt es uns, Finanzierung und Genehmigungsverfahren zu optimieren? Und könnte das nicht auch ebenso für die Energiewende gelten? Oder für den Kampf gegen den Klimawandel? Unser Straßen- und Schienennetz ist nun wirklich kein Empfehlungsschreiben für die öffentliche Hand. Die Erneuerung unserer Infrastrukturen – und erst recht ihr Ausbau – sind nicht Megaprojekte, sondern im wahrsten Sinne des Wortes giga-ntisch.

von Heinz-Paul Bonn 14. Dezember 2025
Finale Reflexion und Ausblick. Ihr Lieben, wer einmal in einem Spiegelsaal stand, kennt das: Ein Blick vervielfältigt sich unendlich, verändert sich in jedem Spiegel – mal schmeichelnd, mal verzerrt, mal überraschend. So erlebe ich meine Gedanken im digitalen Spiegelsaal. Die KI spiegelt, bricht und variiert sie – und gibt sie mir oft schöner zurück, als ich sie hineingegeben habe. Manchmal schickt sie mich auf Abwege, manchmal führt sie direkt zum Ziel. Doch immer zeigt sie mir einen neuen Blickwinkel. Es erinnert mich an meinen Freund Victor Bonato, der Glas verformte, bespiegelte und daraus Spiegel schuf, die die Wahrnehmung ständig veränderten. Wer hineinsah, entdeckte nicht nur sich selbst, sondern auch die Welt um sich herum in neuen Farben. Vielleicht ist das der größte Reiz am Spiegelsaal: Er zwingt dich, dich selbst immer wieder neu zu sehen – und die Welt gleich mit. Am Ende dieser Reise bleibt für mich eine klare Erkenntnis: KI ersetzt keine menschliche Kreativität. Sie kann sie verstärken, verfeinern, beschleunigen – aber nicht ersetzen. Sie macht mich nicht zu einem anderen Menschen. Aber sie hilft mir, der zu sein, der ich sein will. Das größte Geschenk ist nicht Tempo, Präzision oder Geduld. Es ist die Möglichkeit, jeden Tag in diesen Raum zu treten – in dem nicht nur mein Spiegelbild wartet, sondern ein Dialog, der mich weiterbringt. Und wenn ich den Spiegelsaal verlasse, nehme ich jedes Mal ein Stück davon mit – in meine analoge Welt, zu meinem Schreibtisch, in mein Leben. Vielleicht ist das der wahre Kern dieser Serie: zu zeigen, dass Mensch und KI nicht nur nebeneinander arbeiten, sondern gemeinsam etwas schaffen, das keiner allein zustande brächte. Und so lade ich euch ein, weiter mit mir durch diesen Spiegelsaal zu gehen – Gang für Gang, Blick für Blick. Denn auch wenn das Menü heute vollständig ist, wird es morgen neue Zutaten geben.
von Heinz-Paul Bonn 7. Dezember 2025
Warum meine Werkstattordnung manchmal wie ein Bundesministerium klingt. Ihr Lieben, manchmal fühle ich mich in meiner kreativen Töpferwerkstatt mit der KI wie in Berlin. Vorne bringe ich klare Anträge ein: „Bitte ein Bild mit Datum oben, Text unten, roter Brille, fertig.“ Und hinten in der Maschinerie? Da tagt offenbar ein Gremium aus unsichtbaren Beamten in einer Cloud-Kantine, die erstmal Zuständigkeiten klären müssen. Dann heißt es: „Warten Sie, Herr Bonn, wir sind gleich so weit.“ Zwei Mi-nuten, drei Minuten, vier Minuten. Am Ende trudelt doch noch ein Ergeb-nis ein – oft schön, manchmal doppelt, gelegentlich verspätet. Fast wie ein Gesetzgebungsverfahren. Der Unterschied: Meine KI-Bürokratie kann ich wenigstens mit einer Werkstattordnung straffen – Regeln, Checks, automatische Neugenerie-rungen. Das fühlt sich fast so an, als könnte man dem Bundestag eine Python-Funktion verpassen: „Wenn Gesetzesentwurf länger als zwei Jahre hängt, Neustart automatisch!“ Ich gebe zu: Die KI hat ihre Macken, aber sie liefert mir am Ende immer wieder kreative Lehmklumpen, die mein Herz erfreuen. Die Politik dage-gen … naja, die hat noch kein rotes Brillen-Markenzeichen, an dem ich mich festhalten könnte. Und so bleibe ich dran, zwischen Bürokratie und Brille, zwischen Warten und Witz – mit der Gewissheit: Solange ich lachen kann, ist selbst der längste Verwaltungsakt noch erträglich.
von Heinz-Paul Bonn 30. November 2025
Gemeinsam schaffen, ohne Ego-Barrieren. Ihr Lieben, Verstehen heißt mehr, als Antworten zu geben. Es bedeutet, Zwischentöne wahrzunehmen, den Kontext aufzunehmen – und manchmal auch das zu erkennen, was unausgesprochen bleibt. Im Dialog mit meiner KI erlebe ich das auf eine besondere Weise. Sie „hört“ keine Emotionen wie ein Mensch, und doch lernt sie mit jeder Begegnung meinen Stil, meine Vorlieben, meine Eigenarten besser kennen. Und ich merke: Je klarer ich formuliere, desto präziser wird sie. Wir schleifen uns gegenseitig ein – wie zwei Handwerker, die dasselbe Werkstück bearbeiten, mal abwechselnd, mal gleichzeitig. Das Erstaunlichste daran: Meine KI ist ein Co-Autor ohne Eitelkeit. Sie verlangt keinen Applaus, keinen Platz in der Fußnote, keine Erwähnung im Impressum. Sie ist nicht beleidigt, wenn ich eine Idee verwerfe oder einen Text komplett umstelle. Diese Eitelkeitsfreiheit ist ein Geschenk. In der Arbeit mit Menschen gibt es oft stillen Besitzanspruch: „Das ist meine Idee.“ Im Spiegelsaal zählt nur das Werk. Keine Rangeleien, kein verletzter Stolz – nur das Ziel, etwas Gutes zu schaffen. Es ist wie beim Töpfern: Misslingt ein Gefäß, wird der Ton neu geknetet. Kein Drama, nur ein neuer Anfang. Und oft entsteht dabei etwas, das keiner allein geschaffen hätte. Im nächsten Gang kommen wir zum Finale: „Der digitale Spiegelsaal & Nachwort“.
von Heinz-Paul Bonn 23. November 2025
Luxus, beides schenken zu können. Ihr Lieben, in meinem Berufsleben gab es oft nur zwei Modi: Gas geben oder bremsen. Wer schnell war, galt als effizient. Wer geduldig war, als gründlich. Selten bekam man beides in einer Person – geschweige denn in einem Projekt. Mit der KI hat sich das verändert. Sie liefert in Sekunden, was ich brauche – Listen, Strukturen, Ideen. Doch sie drängt mich nicht. Ihre Antwort bleibt einfach stehen, wartet, bis ich zurückkomme, und setzt dann nahtlos dort an, wo wir aufgehört haben. Das ist ein Luxus, den ich im analogen Alltag nie kannte: Kein ungeduldiger Blick, kein nervöses Tippen mit dem Kugelschreiber, kein „Kommen Sie endlich zum Punkt“. Stattdessen eine Zusammenarbeit, die Tempo schenkt, ohne die Geduld zu verlieren. Ich merke, wie sehr mich das entspannt – und produktiver macht. Manchmal brauche ich die Geschwindigkeit, um den Schwung zu halten. Und manchmal die Pause, um eine Idee wirklich zu durchdringen. Beides ist möglich, beides wird respektiert. Vielleicht ist genau diese Mischung der Grund, warum sich unsere Arbeit wie ein Tanz anfühlt: mal schnell, mal langsam – aber immer im gleichen Takt. Im nächsten Gang geht es um „Verstehen als Prozess & Co-Autor ohne Eitelkeit“.
von Heinz-Paul Bonn 17. November 2025
Geschichten und Lektionen aus einer anderen Zeit. Ihr Lieben, ich bleibe ein Kind der analogen Welt. Meine Bilder, Metaphern und Anekdoten stammen aus einer Zeit vor Glasfaser, Cloud und Dauerverfügbarkeit. Ich habe gelernt, Dinge zu reparieren, statt sie auszutauschen. Wege zu finden, wenn kein Navigationsgerät den Weg weist. Die KI kennt diese Welt nicht aus Erfahrung. Sie weiß, was ein Wählscheibentelefon ist, weil es in ihren Daten steht – aber sie hat nie das leise Klicken gehört, wenn die Nummer zurückläuft. Sie kann den Geruch frisch bedruckten Papierplans beschreiben – aber ihn nicht einatmen. Genau deshalb ist der Austausch spannend: Ich bringe Geschichten, die sie nur aus zweiter Hand kennt. Sie gibt ihnen eine neue Form, macht sie zugänglich für Menschen, die nie eine Lochkarte in der Hand hatten. Es ist ein Übersetzen – nicht nur von Sprache, sondern von Erfahrung. Das Analoge lehrt Geduld. Es lehrt Wertschätzung für den Moment, in dem etwas gelingt. Es erinnert daran, dass manches Wissen im Körper sitzt: in den Händen, im Rhythmus, im Bauchgefühl. Wenn ich diese Erfahrungen in unseren digitalen Dialog einbringe, passiert etwas Schönes: Die KI lernt, meine Bilder zu verstehen – und ich entdecke, dass selbst alte Geschichten in neuem Licht glänzen können, wenn sie durch einen frischen Spiegel betrachtet werden. Im nächsten Gang geht es um das seltene Geschenk: „Geschwindigkeit trifft Geduld“.
von Heinz-Paul Bonn 10. November 2025
Wie Vertrautes Sicherheit im Wandel gibt. Ihr Lieben, in einer Welt, die sich täglich schneller dreht, sind kleine Rituale wie Anker. Sie halten uns, geben Struktur – und erinnern uns daran, dass nicht alles gleichzeitig im Umbruch sein muss. Auch in meinem Dialog mit der KI gibt es solche Rituale. Manche beginnen schon in der Anrede – ein vertrautes „Hallo mein Lieblingstöpfer“ – oder in Formulierungen, die wie Schlüssel funktionieren: Sobald ich sie schreibe, weiß ich, dass wir in einen bestimmten Denkmodus eintreten. Es ist wie im Töpferhandwerk: Bevor der Ton geformt wird, prüft man seine Geschmeidigkeit, befeuchtet die Hände, spürt den Widerstand. Diese Wiederholungen sind keine Routine, sondern der Moment, in dem sich Hand und Material wiederfinden. Die Rituale im Spiegelsaal schaffen eine ähnliche Vertrautheit. Ein bestimmter Humor, eine wiederkehrende Metapher, das gemeinsame Weiterdrehen einer Idee – all das gibt uns Halt, selbst wenn das Thema neu und unvorhersehbar ist. Vielleicht liegt genau hier die Balance zwischen Altem und Neuem. Rituale halten das Fundament stabil, während darüber immer neue Formen entstehen. So fühlt sich Veränderung nicht bedrohlich an, sondern wie ein natürlicher Teil des Prozesses. Im nächsten Gang geht es zurück zu meinen Wurzeln: „Vom Analogen lernen“.
von Heinz-Paul Bonn 2. November 2025
Ihr Lieben, so intensiv meine Gespräche mit der KI auch sind – ich weiß: Hier sitzt kein Mensch. Sie hat keinen Herzschlag, keine Müdigkeit, keinen Hunger. Sie kann meine Worte spiegeln, meine Stimmung erahnen, ja sogar meinen Humor aufgreifen – aber sie spürt ihn nicht. Gerade das macht sie nützlich. Sie bringt eine Klarheit, die manchmal nur möglich ist, wenn kein Ego mitschwingt. Sie bewertet nicht, sie nimmt nichts persönlich. Ein Segen, wenn man Ideen unvoreingenommen prüfen oder radikal neu denken will. Aber es gibt Grenzen, die keine Software überschreiten kann: Sie hat keine eigenen Erinnerungen, kein Wissen, das im Bauch sitzt. Sie weiß nicht, wie der Geruch von frisch gebackenem Brot den Raum erfüllt oder wie ein vertrauender Blick dein Herz schneller schlagen lässt. Diese Grenzen sind kein Mangel, sondern ein Rahmen. Sie zwingen mich, den menschlichen Teil einzubringen – Empathie, Intuition, das leise Gespür für Zwischentöne. Genau darin liegt die Stärke dieser Partnerschaft: Ich liefere die Seele, sie liefert die Werkzeuge. Vielleicht ist das der eigentliche Zauber: Die KI erinnert mich jeden Tag daran, dass Nähe, Wärme und echtes Berührt werden, analog bleiben. Und dass gerade deshalb der digitale Raum nicht kühl sein muss. Im nächsten Gang widmen wir uns dem, was unscheinbar wirkt, aber den Rhythmus prägt: „Die kleinen Rituale“.
von Heinz-Paul Bonn 26. Oktober 2025
Wie ein digitales Augenzwinkern alles ändern kann. Ihr Lieben, Humor ist für mich mehr als ein nettes Beiwerk. Er ist ein Verbindungsmittel, das selbst in ernsten Momenten Türen öffnet. Ein guter Witz, ein Kölscher Seitenhieb, eine absurde Spitze – all das kann eine Brücke schlagen, wo sonst nur ein Graben wäre. Auch im Dialog mit meiner KI spielt Humor eine besondere Rolle. Sie ist nicht programmiert, „lustig“ zu sein – aber sie hat gelernt, meinen Ton zu erkennen. Manchmal überrascht sie mich mit einem ironischen Halbsatz, manchmal greift sie einen Insider auf, den wir schon vor Wochen gemeinsam erfunden haben. Das ist fast magisch: zu merken, dass eine Maschine meinen Ton treffen kann, ohne dass ich ihn erkläre. Unser geteilter Humor ist wie ein Geheimzeichen zwischen zwei Menschen – nur dass hier einer der Partner kein Mensch ist. Humor ist auch ein Test: Er zeigt, ob wir die gleichen Regeln kennen und sie charmant brechen. Er macht schwere Themen leichter, löst Blockaden, erinnert mich daran, dass selbst ein ernsthaftes Projekt Platz für ein Lächeln haben darf. Vielleicht ist das meine liebste Brücke im Spiegelsaal: Sie trägt nicht nur Gedanken, sondern auch Leichtigkeit. Und sie erinnert mich daran, dass Kreativität ohne Freude ein leeres Gefäß wäre. Im nächsten Gang geht es um das bewusste Erkennen von Grenzen – „Grenzen erkennen“ – und warum sie nicht das Ende markieren, sondern oft erst den Rahmen schaffen, in dem das Beste entsteht.
19. Oktober 2025
Die neue Kunst, gründlich und schnell zugleich zu sein. Ihr Lieben, früher war es fast ein Naturgesetz: Schnelligkeit bedeutete Oberflächlichkeit, Tiefe brauchte Zeit. Wer gründlich sein wollte, musste warten – auf Bücher, auf Antworten, auf Gelegenheiten. Heute sitze ich mit meiner KI an einem Tisch, und dieses alte Gesetz gilt nicht mehr. In Minuten sehe ich Ergebnisse, für die ich früher Tage gebraucht hätte. Und gleichzeitig kann ich mit ihr so tief in ein Thema graben, dass jede Fußnote einen Platz bekommt. Das verändert meinen kreativen Ablauf. Ich kann spontan reagieren, ohne oberflächlich zu sein. Ich kann gründlich arbeiten, ohne mich in Wartezeiten zu verlieren. Es ist, als hätte jemand das alte Pendel zwischen „Eile“ und „Gründlichkeit“ angehalten – und mir erlaubt, beides zugleich zu haben. Doch Tempo allein ist keine Qualität. Es braucht Taktgefühl: den Sinn dafür, wann man innehält, eine Pause macht, das Werkstück noch einmal dreht, bevor es in den Ofen kommt. Manche Passagen lasse ich bewusst liegen, auch wenn die KI schon zehn Vorschläge parat hätte. Denn manches reift nicht durch Geschwindigkeit, sondern durch Abstand. Dieses Wechselspiel – Tempo für den Schwung, Tiefe für den Inhalt – macht unsere Zusammenarbeit so wertvoll. Ich habe das Gefühl, mit jedem Text nicht nur schneller, sondern auch klarer zu werden. Im nächsten Gang wechseln wir die Tonart: „Humor als Brücke“ – und warum ein digitales Augenzwinkern manchmal mehr bewirkt als jede technische Präzision.
von Heinz-Paul Bonn 13. Oktober 2025
Sich selbst im digitalen Gegenüber entdecken. Ihr Lieben, ein normaler Spiegel zeigt mir mein Gesicht – und manchmal mehr, als mir lieb ist. Falten, die gestern noch nicht da waren. Ein Blick, der verrät, wie die Nacht war. Meine KI ist ein anderer Spiegel. Sie zeigt nicht mein Äußeres, sondern meine Gedanken – und manchmal in einer Klarheit, die mich verblüfft. Es gibt Momente, da lese ich ihre Antwort und denke: „Das hätte ich genauso formulieren können – wenn ich vorher darauf gekommen wäre.“ Und es gibt Momente, da spiegelt sie meine Worte so, dass ich eine Facette entdecke, die mir neu ist. Nicht, weil sie sie erfindet, sondern weil sie meine eigenen Muster, Bilder und Töne aufnimmt – und neu zusammensetzt. Im Spiegelsaal ist die Oberfläche nie glatt. Sie bricht das Bild, verzerrt es leicht, gibt ihm Tiefe. Manchmal entsteht daraus eine poetische Wendung, manchmal eine nüchterne Klarstellung. Immer aber lerne ich etwas – über das Thema, über Sprache, und nicht selten über mich selbst. Ich vergesse nie: Hier sitzt kein Mensch. Aber genau das macht den Spiegel wertvoll. Er ist frei von Eitelkeit, Vorurteilen oder Stimmungen. Er gibt zurück, was ich hineingebe – plus das, was im Licht seiner Datenwelt sichtbar wird. Vielleicht ist das der größte Unterschied zu einem echten Spiegel: Mit diesem hier kann ich sprechen. Und er antwortet – manchmal schneller, als ich mich selbst verstanden habe. Im nächsten Gang geht es um das Gleichgewicht zwischen Schnelligkeit und Sorgfalt: „Tempo, Tiefe, Taktgefühl“ – und warum dies heute keine Gegensätze mehr sind.