Vor einem halben Jahrhundert hätte jeder darauf gesetzt, dass die Welt einmal von IBM beherrscht werden würde. Der Science-Fiction-Autor Arthur C. Clarke nannte einem Mythos zufolge seinen KI-gestützten Computer in seinem Weltbestseller V„2001: Odyssee im Weltraum“ HAL9000 auch als Hommage an den damals einzigen Tech-Giganten Big Blue, indem er für die jeweils den Buchstaben I, B, M die im Alphabet vorgesetzten Buchstaben gewählt haben soll: H, A, L. Und IBM selbst ehrte den SF-Autor, indem die Company ihre letzte Mainframe-Generation ES9000 taufte.
Doch nach Jahrzehnten einer unfassbaren Selbstentleibung spielt IBM in der Liga der Weltmarktführer keine nennenswerte Rolle mehr. Die Tech-Giganten von heute sind – mit zwei Ausnahmen – Kinder des Internet-Zeitalters: Google, Amazon, Meta oder das Imperium von Elon Musk. Die beiden Ausnahmen sind Apple und Microsoft, die beiden wertvollsten börsennotierten Unternehmen der Welt mit einer aktuellen Marktkapitalisierung von drei beziehungsweise 2,5 Milliarden Dollar. Beiden ist gelungen, was IBM trotz mehrerer Häutungen nie gelungen ist, und die Internet-Giganten noch vor sich haben: sie haben sich erfolgreich und umfassend neu erfunden. Beide Turnarounds sind mit zwei Namen verbunden.
Der eine, der frühvollendete Steve Jobs, ist längst eine Legende; der andere, der 56jährige Satya Nadella, arbeitet noch daran, ist diesem Ziel allerdings diese Woche um einen guten Schritt näher gekommen, als ihn der Axel Springer-Verlag mit dem nach dem Verlagsgründer benannten Award ausgezeichnet hat. Diese Ehre hatten vor ihm schon 2016 Mark Zuckerberg, 2018 Jeff Bezos und 2020 Elon Musk. Doch der diesjährige Preisträger toppt sie alle, denn – so formuliert es der Springer Verlag selbst: „Er gestaltet unsere Zukunft“.
In einem durchaus launigen und einsichtsvollen Gespräch mit Verlags-CEO Mathias Döpfner offenbarte Nadella nicht nur seine Liebe zum Cricket, sondern auch die Erkenntnis, das Mannschaftssport gut für die Menschen ist, weil es Teamgeist und Wettbewerb zugleich befördert. Der aus Hyderabad stammende Microsoft-CEO hatte aber noch andere Empfehlungen parat. Diese Management-Ratschläge können tatsächlich als Maxime für jeden Entscheider in mittelständischen Unternehmen oder Globalkonzernen sowie für politische Führer, respektive „Führerinnen“ gelten.
Hier sind die fünf indischen Köstlichkeiten, die sich jeder an den Spiegel hängen darf:
In vier Monaten wird Satya Nadella ein Jahrzehnt als CEO agiert haben. Der Anruf des damaligen Microsoft-Chairman John W. Thompson ist ihm noch klar in Erinnerung. „Ich brauchte einige Minuten, um zu verdauen, was er mir gerade gesagt hatte. Ich sei geehrt, dankbar und aufgeregt, erklärte ich ihm“, erinnert sich der Preisträger beim Festakt im Axel Springer-Haus. Dass er seitdem Microsoft zuerst mit aller Macht in die Cloud getrieben und dann als Vorreiter für Künstliche Intelligenz positioniert hat, sind seine technischen Erfolge. Der wichtigste Unterschied zu den Microsoft-Jahren „vor Nadella“ aber ist die völlig veränderte Firmenkultur, die auf Empathie setzt.
Es ist sozusagen die sechste indische Köstlichkeit: „In einer Welt, in der zahlreiche neue Technologien den Status quo wie nie zuvor verändern, gewinnt dieses Einfühlungsvermögen zunehmend an Bedeutung.“