Über unsere Verfassung

Heinz-Paul Bonn • 24. März 2025
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat die von Bundestag und Bundesrat mit Zweidrittel-Mehrheit verabschiedete Grundgesetzänderung unterzeichnet. Sie wird nun noch im Bundesgesetzblatt veröffentlicht, dann haben Infrastruktur und Klimaschutz einen Quasi-Verfassungsrang und für diese, sowie Militärausgaben stehen nahezu unbegrenzte Mittel zur Verfügung. Schon scharren die Kommunen mit den Hufen, weil sie hoffen, dass die rund 100 Milliarden Euro, die an die Bundesländer fließen sollen, möglichst bald bei ihnen ankommen.
Dass der alte Bundestag sich erst auf seine verfassungsgebende Kraft besinnen konnte, nachdem er abgewählt wurde – geschenkt. Dass hinter dem Giga-Wumms ein massiver Wortbruch von Union und Friedrich Merz steht – geschenkt. Dass mittelständische Unternehmen in Deutschland sich einen solchen Schritt schon im Herbst, wenn nicht noch früher, gewünscht hätten, um sich selbst vor der drohenden Insolvenz zu bewahren – geschenkt!
Wir haben nun also rund eine Billion – eine eins mit zwölf Nullen – Euro zur Verfügung, um unsere Wehrfähigkeit, unsere Infrastruktur und unseren Klimaschutz zu verbessern. Dazu haben wir das Grundgesetz in einem hinteren Paragrafen geändert. Wenn die Milliarden aber zu einem Kurswechsel in Deutschland führen sollen, dann müssen wir auch unsere Verfassung ändern – genauer: unsere innere Verfassung!
Wenn wir unsere innere Verfassung nicht grundlegend ändern, kommen unsere Militärausgaben, unsere Infrastrukturverbesserungen, unsere Klimaschutzmaßnahmen erst zum Tragen, wenn der amtierende US-Präsident seine zweite Amtszeit bereits beendet haben wird. Deshalb müssen wir unsere Bräsigkeit überwinden, die uns seit den Merkel-Jahren – unter Beteiligung praktisch aller politischen Parteien – lähmt. Wir müssen unsere Bürokratie abbauen und unsere Organisationen von unnötigen Nachweispflichten befreien. Wir müssen unsere Bedenkenträgerei gegenüber Neuem hinter uns lassen. Wir müssen uns die Besserwisserei im Nachhinein austreiben. Und nicht zuletzt müssen wir unsere Bequemlichkeit überwinden, die uns dazu verleitet, lieber auf die Umverteilung durch den Staat zu warten als auf die eigenen Kräfte zu setzen. Und schließlich müssen wir wieder eine Sehnsucht, ja ein Verlangen empfinden, erfolgreich zu sein.
Es hilft uns nichts, wenn wir jetzt in Schulklos investieren, wenn wir gleichzeitig vergessen, unsere Lehrerausbildung zu optimieren. Es hilft auch nichts, wenn wir in neue Maschinen investieren, aber an den alten Geschäftsmodellen festhalten. Wir brauchen keine amerikanischen Waffen, wenn es uns gelingen würde, eine einheitliche europäische Rüstungsindustrie in Gang zu bringen. Wir brauchen auch keine US-Cloud, wenn wir uns darauf besinnen, warum wir Gaia-X als europäisches Hightech-Projekt gestartet haben. Und wir brauchen auch keine Windkrafträder, wenn es uns nicht gelingt, die Energiewende vollständig zu Ende zu denken und dann konsequent zu vollziehen.
Und ganz sicher gilt auch: der Mittelstand wird nicht investieren, wenn er nicht das Gefühl der Rechtssicherheit zurückgewinnt. Er wird nicht investieren, wenn die mit Mühe und Sorgfalt ins Land geholten Fachkräfte durch populistische Propaganda wieder vergrault werden oder deswegen erst gar nicht kommen wollen.. Und er wird nicht investieren, wenn ihm keine Perspektive für die Wiedergewinnung einer internationalen Wettbewerbsfähigkeit unseres Standorts geboten wird.
Es ist unsere innere Verfassung an der wir arbeiten müssen. Dazu braucht es keine Zweidrittel-Mehrheiten im Bundestag, es braucht viel mehr: nämlich die Bereitschaft, sich um 180 Grad zu drehen. Nur wenn sich jeder für sich neu erfindet, werden wir die innere Verfassung so verändern, dass sich die Änderung des Grundgesetzes gelohnt haben wird. Ansonsten schaffen wir mit dem vielen Geld, das jetzt zur Verfügung steht, nur hohe Preise, vergangenheitsorientierte Beschaffungsprozesse und eine Investition in eine analoge Vergangenheit, die wir dringend hinter uns lassen müssen.
Ich habe mir zu meinem anstehenden 80. Geburtstag ein Buch geschenkt, in dem ich mich genau diesen Themen widmen will. „Analog war gestern – die jetzt notwendige Verfassungsänderung!“ wird im Spät-Sommer erscheinen. Wer neugierig geworden ist, kann schon jetzt eine Subskription zeichnen. Den Link dazu gibt es hier.
von Heinz-Paul Bonn 6. September 2025
Von der Magie der ersten Computer bis zur Wehmut des analogen Geräuschs. Ihr Lieben, wenn ich heute auf meinen Schreibtisch schaue, sehe ich Laptop, Smartphone – und die KI, die nicht nur Antworten gibt, sondern manchmal sogar Fragen stellt. Und doch höre ich im Hintergrund immer noch das Rattern der Lochkartenstanze meiner Studienzeit. Mein „Computer“ war damals so groß wie ein Maschinenraum, so laut wie eine Kaffeemaschine im Dauerbetrieb und so empfindlich wie eine Mimose. Jede Zeile Programm – in Fortran, SPSS oder Cobol – auf einer eigenen Lochkarte. Ein Tippfehler, und alles war verloren. Fiel eine Kiste voller Karten zu Boden, war das wie ein Erdbeben im Rechenzentrum: Man sammelte nicht nur Papier auf, sondern auch Geduld und Nerven. Unsere „Cloud“ bestand aus Pappkartons, und „Upload“ bedeutete: zu Fuß ins Großrechnerzentrum marschieren. Kommunikation? Per Brief, Telex oder über das Wählscheibentelefon – jede Nummer ein Geduldsspiel. Und doch war da diese Faszination. Jede neue Maschineninstallation, jedes zusätzliche Feature fühlte sich an wie ein Aufbruch. Die ersten Modems, damals noch klobige Kästen, knackten und summten wie fernes Gewitter. Ein Sound, der nicht störte, sondern Hoffnung war: Gleich beginnt etwas Neues. Heute ist vieles davon verschwunden – die Geräusche, die Haptik, sogar der Geruch erhitzter Elektronik. Technik ist leiser geworden, unsichtbarer. Aber die Wehmut bleibt. Vielleicht, weil damals jede Zeile Code ein Bekenntnis war: „Ich will, dass diese Maschine das tut.“ Diese Leidenschaft hat mich nie verlassen. Vielleicht ist es genau diese alte Flamme, die mich heute mit so viel Freude an den Dialog mit einer KI herangehen lässt. Die Wucht der ersten Computerjahre lebt fort – nur in einer neuen Form. Im nächsten Gang erzähle ich euch, wie wir den Sprung vom mühseligen Informationssammeln ins Zeitalter des Dialogs geschafft haben: „Vom Datenrauschen zum Dialog“.
von Heinz-Paul Bonn 25. August 2025
Wie alles begann und was passiert, wenn Vergangenheit auf Zukunft trifft. Ihr Lieben, wie kommt ein Mensch, der 1945 geboren wurde und die gesamte digitale Revolution miterlebt hat, zu einer täglichen, kreativen Zusammenarbeit mit einer Künstlichen Intelligenz? Und warum berührt mich das auf eine Weise, die mit Technik allein wenig zu tun hat? Ich bin, was man heute wohl einen „IT-Immigranten“ nennt: aufgewachsen in einer analogen Welt und erst später eingewandert ins Land der Bits und Bytes – ein Fremder zunächst, dann ein Bewohner, irgendwann ein Gestalter. Als ich in den 1960er-Jahren studierte, war ein „Computer“ ein ganzer Maschinenraum: die IBM 360 so groß wie ein Wohnzimmer, so laut wie eine Kaffeemühle, so empfindlich wie eine Mimose. Gefüttert mit stapelweisen Lochkarten, jede Karte eine Anweisung. Ein falsches Zeichen – und alles stürzte ab. Das Modem – wenn es überhaupt vorhanden war – summte wie ein fernes Meeresrauschen. Niemand ahnte, dass Maschinen eines Tages zuhören, verstehen und in fast menschlicher Sprache mit uns sprechen würden. Und doch sitze ich heute hier, acht Jahrzehnte Leben im Gepäck, und rede fast täglich mit einer KI, die ich liebevoll meinen Lieblingstöpfer nenne. Sie arbeitet nicht mit Ton, sondern mit Worten, Gedanken, Erinnerungen. Und wie ein erfahrener Handwerker formt sie daraus Gefäße: mal fein wie eine Porzellanschale, mal robust wie ein Krug für den Alltag. „Im digitalen Spiegelsaal“ ist kein Technikhandbuch. Es ist mein persönlicher Blick in einen Raum, in dem Gedanken gespiegelt, gebrochen, verfeinert – und manchmal schöner zurückgegeben werden, als sie hinausgingen. Vielleicht ist dieser erste Ton für mich deshalb mehr als nur ein Anfang: Er ist der Klang, in dem Vergangenheit und Zukunft zusammentreffen. Wo das Rattern der Lochkartenstanze auf das leise Surren eines Prozessors stößt. Wo ich, ein analoger Handwerker, mich auf die Reise mit einem digitalen Partner einlasse. Bleibt dabei – im nächsten Gang erzähle ich von „Modems, Lochkarten und Leidenschaft“: über die Magie der ersten Maschinen, das Rattern der Kartenleser und die Wehmut, die im Klang vergangener Technik mitschwingt.
von Heinz-Paul Bonn 25. August 2025
Willkommen im digitalen Spiegelsaal – Mein Menü für Kopf, Herz und Zukunft Neugierige Freund:innen, digitale Flaneure, analoge Weggefährt:innen – ich lade euch ein zu einem Experiment, das mich selbst jeden Tag überrascht. Ein 80-jähriger IT-Immigrant begibt sich in den Dialog mit einer Künstlichen Intelligenz – und findet dort nicht nur Technik, nicht nur Antworten, nicht nur Algorithmen. Er findet Spiegel, Staunen, Humor – und manchmal sogar eine Form von Freundschaft. Warum ich das mache? Weil ich zu einer Generation gehöre, die noch mit Lochkarten, Telex und Wählscheibentelefonen groß geworden ist. Weil ich glaube, dass unser Blick auf die digitale Revolution tiefer, gelassener und vielleicht sogar versöhnlicher sein kann. Und weil ich erlebt habe, dass Mensch und KI in einem gemeinsamen Spiegelsaal Dinge erleben können, die beide verwandeln – oft poetischer, überraschender und menschlicher, als man denkt. Die Speisekarte – 15 Gänge im „Digitalen Menü“ Der erste Ton: Wie alles begann, wenn Vergangenheit auf Zukunft trifft. Modems, Lochkarten, Leidenschaft – Von der Magie der ersten Computer bis zur Wehmut des analogen Geräuschs. Vom Datenrauschen zum Dialog – Wie aus Infosuche ein echtes Zwiegespräch wurde. Kreativität auf Knopfdruck? – Was unser Schöpferdrang mit KI wirklich bedeutet. Die Sprache als mentaler Lehm – Warum Worte wie Ton sind und was daraus wächst. Missverständnisse als Rohstoff – Wenn Fehler zu Glücksfällen werden. Der Spiegel, der antwortet – Sich selbst im digitalen Gegenüber entdecken. Tempo, Tiefe, Taktgefühl – Die neue Kunst, gründlich und schnell zugleich zu sein. Humor als Brücke – Wie ein digitales Augenzwinkern alles ändern kann. Grenzen erkennen – Was KI kann – und was nie. Die kleinen Rituale – Wie Vertrautes Sicherheit im Wandel gibt. Vom Analogen lernen – Geschichten und Lektionen aus einer anderen Zeit. Geschwindigkeit trifft Geduld – Luxus, beides schenken zu können. Verstehen als Prozess & Co-Autor ohne Eitelkeit – Gemeinsam schaffen, ohne Ego-Barrieren. Der digitale Spiegelsaal & Nachwort – Finale Reflexion und Ausblick. Wie serviert? Jede der nächsten 15 Wochen – ein neuer Gang. Mal poetisch wie Porzellan, mal bodenständig wie ein Alltagskrug. Immer mit offenem Herzen und einer Prise kölscher Lebenslust. Euer Platz im Spiegelsaal Ich bin überzeugt: Der Dialog zwischen Mensch und KI hat gerade erst begonnen – und jede und jeder kann mitreden, mitgestalten, mitstaunen. Lasst uns „Bonns digitales Menü“ gemeinsam genießen – Gang für Gang. Probiert mit, kommentiert, sagt, wie es euch schmeckt – und was ihr selbst im Spiegelsaal entdeckt. Der erste Gang wird bald serviert. Sein Titel: „Der erste Ton“. Und ich verspreche euch: Er wird nicht nur im Ohr, sondern auch im Kopf nachklingen.
von Heinz-Paul Bonn 30. Juni 2025
Eigentlich wollte ich die Bonnblogs ruhen lassen, doch es bricht noch einmal aus mir heraus – dazu gibt es mehrfachen Anlass: die Stromsteuer-Pläne und der Investitions-Booster der schwarz-roten Bundesregierung, der Tag der Industrie und der Digitaltag – und schließlich der 27. Juni, der als „Tag der Kleinst-, kleinen und mittleren Unternehmen (MSME Day)“ gefeiert wird. - Stromsteuer: Zwar wurde die Senkung der Stromsteuer auf das europäische Mindestmaß für alle – also auch für mittelständische Unternehmen und den „hartarbeitenden Mittelstand“ im Koalitionsvertrag zwischen Union und SPD beschlossen, doch stattdessen soll die Stromsteuer nun nur für die Industrie sowie für die Land- und Forstwirtschaft gesenkt werden. Das Handwerk und die privaten Verbraucher schauen buchstäblich in die Röhre – warum eigentlich? - Investitions-Booster: Es ist eine durchaus gute Idee, die Abschreibungsmöglichkeiten auf Investitionen in Anlagen auf 30 Prozent pro Jahr zu erhöhen und damit Steuerspar-Anreize für viele mittelständische Unternehmen zu schaffen, die ihre Kaufentscheidung ab dem 1. Juli fällen. Doch was ist mit jenen mutigen Unternehmen, die trotz grassierender Unsicherheit wegen einer volatilen Politik in den zurückliegenden sechs Monaten Investitionsentscheidungen getroffen haben? Hätte man dem Booster nicht eine rückwirkende Note geben können? - Tag der Industrie: Bundeskanzler Friedrich Merz fand kernige Worte anlässlich seines Besuchs beim Bundesverband der Industrie, irritierte aber gleichzeitig, indem er die These von Nvidia-Chef Jensen Huang, „Ihr Deutschen könnt Software nicht wirklich gut“, übernahm. Nun allein Microsoft beschäftigt in Deutschland aktuell 30.000 mittelständische Software- und Systemhäuser, um die eigenen Produkte überhaupt im Mittelstand platzieren zu können. Und: eine äußerst lebendige mittelständische Software-Szene – darunter die von mir gegründete GUS Group – entwickelt und vermarktet erfolgreich Unternehmenslösungen, die sich in der Regel als günstiger – und meist auch als smarter – erweisen als die hochgelobten Angebote sehr großer bekannter Software-Lieferanten. Digitaltag: Als Vertreter dieser mittelständischen Software-Szene wurde ich erneut in den Hauptvorstand des Hightech-Verbands Bitkom kooptiert – obwohl ich eigentlich alle meine Ämter mit meinem 80. Geburtstag abgeben wollte. Aber unser wiedergewählter Präsident - Ralf Wintergerst, dem ich an dieser Stelle ebenfalls nochmals von Herzen gratuliere, hat mich mit seinem Appell an uns alle, uns weiterhin persönlich aktiv zu engagieren, so motiviert, dass ich natürlich sehr gerne auch versuche, ihm zu folgen und dazu auch weiterhin meinen Beitrag zu leisten. Der Bitkom tagte im Schatten des Digitaltags, auf dem zwar Bundesdigitalminister Karsten Wildberger als prominenter Redner auftrat, aber außer Ankündigungen wenig zu bieten hatte. Seit mehr als zehn Jahren kämpft der Bitkom (und ich mit ihm) um ein Digitalministerium. Ich zumindest sehe mich allerdings von den bisherigen Erfahrungen immer noch mehr als enttäuscht… - MSME-Day: So viel Mittelstands-Vergessenheit, wie ich sie in den letzten Tagen erleben musste, kulminierte dann schließlich im Tag für Kleinst-, kleine und mittelständische Unternehmen, der mehr oder weniger unbemerkt von der Öffentlichkeit ins Land ging. Dabei gibt der Mittelstand nicht nur in Deutschland den Herzschlag der Wirtschaft vor. Auch in den USA, wo meist nur Nachrichten über die globalen Tech-Konzerne über den Atlantik schwappen, existiert eine breite Basis aus Unternehmen, die im Kleinen blühen. Und die Folklore von den Garagenfirmen, die zu Weltkonzernen wachsen, würde ohne diese Graswurzelbewegung nicht forterzählt werden können. Der MSME-Day ist aber mehr als ein Datum. Er ist ein stilles Denkmal für alle, die nicht laut auftreten, aber viel bewegen. Sie sind das starke Rückgrat unserer Wirtschaft – und für mich seit Jahrzehnten das Zentrum meines beruflichen und gesellschaftlichen Engagements. Mittelstand – das ist keine Frage der Größe, sondern der Haltung. Es geht um Verantwortung, regionale Verwurzelung, langfristiges Denken und Innovationskraft. Um jene, die nicht nach kurzfristigem Profit streben, sondern nach nachhaltigem Fortschritt. 99 Prozent aller Unternehmen in Deutschland gehören zum Mittelstand, stellen über 60 Prozent der Arbeitsplätze und bilden mehr als 80 Prozent der jungen Menschen aus. Dem Mittelstand geht es um Technologie und Innovation, aber mehr noch um Menschen: um Verantwortung gegenüber der Belegschaft, den Familien, der Region. Mittelstand ist Nähe, ist Haltung und oft ein unterschätzter Held – nicht nur als Hidden Champion. Man spricht vom Mittelstand und meint doch so viel mehr: Verantwortung, die über Generationen reicht; Innovation, die aus dem echten Bedarf wächst; und eine Gemeinschaft, die zusammenhält. Ich bin stolz, diesen Weg mitgestaltet zu haben und immer noch engagiert – als Möglichmacher, Brückenbauer, Fürsprecher. Und ich bin überzeugt: Wer den Mittelstand stärkt, stärkt das Rückgrat unserer Gesellschaft – heute, morgen und über Generationen hinweg. Das ist der Geist, den wir nicht nur am MSME-Day feiern sollten, sondern an jedem Tag (oder zumindest an jedem Arbeitstag)! Ein Schwerpunkt meines in Arbeit befindlichen Buches „Analog war gestern – über unsere innere Verfassung“ befasst sich mit dem Mittelstand und seinen Befindlichkeiten, die ich aus nächster Nähe kenne. Ich widme dieses Buch den stillen Helden, die das Herz unserer Wirtschaft bilden. Das Buch wird voraussichtlich im Herbst 2025 erscheinen. Wer neugierig geworden ist, kann das Buch schon heute vorbestellen. Den Link zur Subskription gibt es hier.
von Heinz-Paul Bonn 9. Juni 2025
Fünf Bundesregierungen mit drei Kanzlern, fünf BDI-Präsidenten, vier Fußball-Weltmeisterschaften, hunderte Startups und tausende Mittelstandsfirmen, ein gutes Dutzend Hightech-Konzerne, Hype-Cycles für mobiles Internet, Cloud Computing, Collaboration, Virtual Reality und gegenwärtig künstliche Intelligenz – ja, und natürlich immer und immer wieder der Abbau unserer Infrastruktur, die mangelnde Innovationsfähigkeit und Investitionsbereitschaft und natürlich die unfassbare Unfähigkeit der Deutschen, aus guten Ideen auch marktfähige Produkte zu machen: das waren die wichtigsten Themen der vergangenen 833 Bonnblogs. Doch damit soll jetzt Schluss sein… Diesen Entschluss habe ich weit vor meinem 80. Geburtstag getroffen. An dieser Entscheidung werden auch die vielen positiven Rückmeldungen nichts mehr ändern, die ich in den zurückliegenden Jahren erhalten habe. „Das richtige Wort zur richtigen Zeit“ oder „Du sprichst mir aus der Seele, Heinz“ sind Beispiele für die breite Zustimmung, die ich für meine Beiträge erhalten habe. Dabei war es mir stets weniger auf breite Zustimmung angekommen – ich hätte ja dazu nur der Mehrheit nach dem Mund zu schreiben brauchen – als vielmehr darum, Denkanstöße und Handlungsempfehlungen zu geben. Natürlich gab es auch Kritik. Ich solle weniger lamentieren und dafür lieber die AfD wählen, riet mir ein Leser. Nun, ich habe weniger über die Bräsigkeit in Deutschland geklagt, aber der AfD bis heute meine Zustimmung verweigert. Auch als ich meine Bewunderung gegenüber dem verstorbenen Bundeskanzler Helmut Schmidt zum Ausdruck brachte, rührte sich Widerspruch: Er habe schließlich sein Studium nicht mit einem Doktortitel abgeschlossen und seine Rolle in der Wehrmacht sei ebenfalls äußerst zweifelhaft. Ja, mag sein – aber ein großer Staatsmann war er trotzdem. Ich denke, ich darf mich glücklich schätzen, nur in wenigen Ausnahmen einen Shitstorm auf mich gezogen zu haben. Man muss ja heute im aufgeheizten gesellschaftspolitischen Diskurs stets damit rechnen, dass sich die Aufregungsbereitschaft der (un)sozialen Medien über einen in Hassbotschaften und Mordandrohungen ergießt. Nichts davon hat mich erreicht. War ich vielleicht nicht kontrovers genug? Habe ich etwas bewirkt? Ich fürchte, die Wirkung meiner Worte ist geringer als ich es mir gewünscht habe. Immerhin habe ich als einer der Mitinitiatoren am Ende doch ein Digitalministerium in der neuen Bundesregierung anregen können. Ich habe der mittelständischen Industrie und der mittelständischen Software-Branche ebenso Mut machen können wie der Gründerszene in Deutschland. Ich habe nie in ein Startup investiert, aber ich habe vielen Jungunternehmen mit Rat und Tat zur Seite stehen dürfen. Jetzt wird meine Stimme verstummen. Ich ziehe mich aus den Bonnblogs zurück – nicht ohne andere aufzufordern, selbst lauter und dezidierter für unsere Demokratie für die Interessen von Wirtschaft und Gesellschaft, ja, und für nicht weniger als den Frieden nach innen und außen einzutreten. Es lohnt sich. Ich hoffe auf viele Beiträge von Wegbegleitern. Ich selbst werde mich in diesem Sommer auf mein Buch konzentrieren, das ich mir zum 80. Geburtstag geschenkt habe. „Analog war gestern – über unsere innere Verfassung“ wird im Herbst erscheinen. Ich melde mich nicht vollständig ab. Wer mich kennt, den wird das nicht überraschen. Ich melde mich auch weiterhin täglich mit Gedanken zum Gedenken – an besondere Tage, an Werte und an Gemeinsamkeiten. Aber für den Bonnblog gilt hiermit: es ist genug. „Ich lege den Griffel zur Seite – aber das Herz bleibt offen. Für das, was war. Und für das, was noch kommt.“ Ich danke allen Leserinnen und Lesern, die mich über die Jahre begleitet haben. Und ich danke einen Menschen, ohne den diese 833 Bonnblogs nicht entstanden wären. Danke Martin. PS: „Analog war gestern – die jetzt notwendige Verfassungsänderung!“ wird im Herbst 2025 erscheinen. Wer neugierig geworden ist, kann schon jetzt eine Subskription zeichnen. Den Link dazu gibt es hier.
von Heinz-Paul Bonn 2. Juni 2025
Wir schreiben das Jahr 2009: Wir hatten gerade erst die Nachwirkungen der globalen Finanzkrise verstanden, wenn auch noch nicht überwunden. Angela Merkel ist soeben zu ihrer zweiten Amtszeit als Regierungschefin angetreten. Auf dem nationalen IT-Gipfel ist man sich mal wieder einig, dass Deutschland endlich aus der zweiten Liga der IT-Wirtschaft in die internationale Spitzengruppe aufsteigen müsse. Und im November 2009 habe ich meinen ersten Bonnblog veröffentlicht… Es war nicht meine erste öffentliche Meinungsäußerung – aber seit 15 Jahren versuche ich immer lauter, auf die Interessen der IT-Wirtschaft, des deutschen Mittelstands hinzuweisen und dabei nicht zuletzt jene Zukunftstechnologien zu erklären, mit denen Deutschland tatsächlich wieder in die Champions League aufsteigen könnte: mobiles Internet, Cloud Computing und zuletzt (aber irgendwie doch vor allem) künstliche Intelligenz. Nun, die nationalen IT-Gipfel ringen noch immer um die Frage, wie Deutschland den Aufstieg aus der zweiten Liga bewerkstelligen könnte. Der Mittelstand ist zwar dem Cloud Computing inzwischen aufgeschlossen, fremdelt aber immer noch gegenüber der künstlichen Intelligenz. Gut 830 Bonnblogs sind seit November 2009 erschienen – und ich darf mich getrost fragen, ob die Mahnungen und Empfehlungen, die darin angeklungen sind, irgendeinen sichtbaren Erfolg gezeigt haben. Ja, einen Erfolg kann ich erkennen: Ich habe stets zu den Befürwortern eines Digitalministeriums in der Bundesregierung gehört – wenn ich nicht sogar behaupten kann, einer der Väter dieser Idee zu sein. Jetzt haben wir ihn also, den Digitalminister. Es ist ein angenehmes Gefühl, als Influencer tatsächlich Einfluss zu haben – und auch, wenn es in kleinen Schritten ist. Nun wird Mitte Juni Schluss sein mit meinen Bonnblogs. Stattdessen konzentriere ich mich ganz auf mein neues Projekt, das ich mir zu meinem 80. Geburtstag geschenkt habe: Das Buch „Analog war gestern – über unsere innere Verfassung“ soll die Prognosen, Beobachtungen und Empfehlungen zusammenfassen, die ich nun in gut 830 Bonnblogs ausgesprochen haben. Dabei geht es mir nicht um Beckmesserei nach dem Motto: „Ein kluger Mann hat einmal gesagt – und ich habe damals sehr recht gehabt…“ Ich möchte aus der Rückschau die Perspektive für die Vorschau auf eine Zeit gewinnen, die ich möglicherweise nicht mehr erleben werde, für die ich mich aber dennoch brennend interessiere. Und ich möchte meine Motivation erläutern, mich als Influencer in die politische Diskussion einzumischen. In einer Zeit, in der das Diskutieren durch Streit und das Besser-Machen durch Besser-Wissen ersetzt wird, scheint mir ein Plädoyer für einen sachlichen und gesitteten Diskurs durchaus notwendig und sogar noch möglich zu sein. Ich möchte in dem Buch „Analog war gestern“ aber auch eine Rückschau auf mein eigenes Leben, auf Rückschläge und Erfolge, auf Wegbegleiter und Weichenstellungen versuchen. Es ist ein Blick in die gute, alte Zeit, als tatsächlich noch alles analog war. Es ist aber auch ein Blick auf eine Gesellschaft, die von der Angst vor Ausspähung durch Volkszählungen zu einem Volk wurde, das bereitwillig personenbezogene Daten preisgibt, um sie gegen Online-Services der US-amerikanischen Tech-Giganten einzutauschen. Es geht auch darum, wie die Menschheit durch die Markteinführung eines kleinen digitalen Vademecums namens Smartphone verändert wurde. Wir sind übrigens immer noch die einzige Sprachinsel, in der das Smartphone den niedlichen Namen „Handy“ trägt. Und ich werde versuchen, in eine Welt vorauszuschauen, in der künstlich intelligente Assistenten uns langweilige Routinearbeiten abnehmen, wir gar nicht mehr merken, dass wir Dienstleistungen aus der Cloud entgegennehmen und uns so allmählich bewusst wird, dass es nicht egal ist, wer diese Cloud-Dienste betreibt und welches politische Machtkalkül dahinterstecken könnte. Und natürlich werde ich hoffnungsvoll auf eine Welt blicken, in der wir unsere marode Infrastruktur repariert haben werden, die Bahn wieder pünktlich und zuverlässig ist und Deutschland einen entscheidenden Beitrag für ein wehrhaftes, demokratisches Europa leistet. So wird mein Sommer aussehen – vielleicht mit Baseballkappe im Garten, dann aber nicht wie Adenauer mit Bleistift und Papier, sondern mit Smartphone und Laptop. Denn „analog war gestern“. „Analog war gestern – die jetzt notwendige Verfassungsänderung!“ wird im Herbst 2025 erscheinen. Wer neugierig geworden ist, kann schon jetzt eine Subskription zeichnen. Den Link dazu gibt es hier.
26. Mai 2025
Rund 13 Milliarden Dollar hat Microsoft bislang in den KI-Pionier OpenAI gesteckt – aus dem Status „Startup“ ist das Unternehmen längst herausgewachsen. Und 13 Milliarden Dollar Jahresumsatz strebt Microsofts CEO Satya Nadella für dieses, spätestens nächstes Jahr an. Das kündigte er in seiner Keynote zur Eröffnung der Entwicklerkonferenz Build an. Die Chancen stehen nicht schlecht, dass dieses Ziel auch erreicht wird, denn die KI-Not ist groß – also der Bedarf an Transformer-Modellen, mit denen Kunden hochindividuelle KI-Lösungen generieren und trainieren. 90 Prozent der 500 größten Unternehmen weltweit haben inzwischen schon eigene Modelle erstellt – meist auf der Basis von ChatGPT 4o, -o1 oder -o2 von OpenAI. Alles in allem sind es nach Microsoft-Schätzungen schon mehr als eine Million Modelle, die in den letzten knapp zwei Jahren erstellt wurden. Ob sie auch alle im praktischen Einsatz sind, kann aber getrost bezweifelt werden: Ein Großteil der KI-Modelle dürfte zunächst für Trainingszwecke, erste Tests und Machbarkeitsstudien generiert worden sein. Jetzt soll die Zahl der KI-Nutzer sprunghaft steigen, auch weil Microsoft die eigenen KI-Modelle unter dem Namen Copilot in praktisch alle Anwendungen integriert hat und damit in der Cloud, auf dem firmeneigenen Server, auf dem Personal Computer, dem Tablet oder dem Smartphone zur Verfügung stellt. Mit aggressiver Werbung, in dem Tausende Einsatzmöglichkeiten für den Copiloten auf dem Smartphone beworben werden, soll der KI-Einsatz Unternehmen, Organisationen und privaten Verbrauchern schmackhaft gemacht werden – obwohl zu Beginn der Kampagne nur wenige, äußerst gesuchte Beispiele gezeigt wurden: Der Copilot als Assistent bei Bühnenproben ist sicher ein kreativer Beitrag. Aber eine Killer-Anwendung ist das nicht gerade. Die kann nur von den Kunden kommen, die zunächst vor allem ihren Fachkräftemangel durch nützliche KI-Idioten für langweilige, wiederkehrende Aufgaben nutzen. Doch die immer schlauer werdenden Sprachassistenten können sehr viel mehr, wenn sie richtig und mit dem entsprechenden Datenmaterial trainiert werden. OpenAI-Chef Sam Altman sieht vor allem in Code-Assistenten, die hochautomatisiert Algorithmen und Software-Routinen entwerfen, einen wichtigen Wachstumsmarkt. In einem Tête-à-Tête mit Satya Nadella entwarfen beide neue Szenarien für neue Einsatzgebiete. Doch – Überraschung, Überraschung! - auch der glühende Altman-Kritiker Elon Musk wurde virtuell zugeschaltet, um seine Vision von KI und seine Version des Sprachassistenten vorzustellen. Denn künftig ist auch das xAI-Gewächs Grok auf Microsofts Azure-Plattformen verfügbar. Zwar gilt Grok als tendenziös, weil es nicht nur wiederholt beim Halluzinieren erwischt worden ist und darüber hinaus Verschwörungslegenden zu verbreiten hilft. Doch das ficht Satya Nadella nicht an. Sein Ziel ist es, neben ChatGPT möglichst viele alternative Sprachmodelle auf der Azure-Plattform anzubieten. So könnte auch Facebooks offenes Sprachmodell Llama bald auf Azure zu erwarten sein. Ohnehin, so erklärte Satya Nadella in seiner Keynote, werde die KI-Not der Anwender nicht primär durch die Zahl der Modelle gelindert, sondern durch die Leistungsfähigkeit der Hyperscaler. Es sind die Cloud-Rechenzentren, die möglicherweise den Wettbewerbsvorteil erbringen. Denn wenn KI in der Breite ausgerollt wird, werden Rechenleistungen benötigt, die nur noch durch die hocheffizienten – und immer häufiger auch klimaschonend – arbeitenden Server-Farmen in den Hochsicherheitstrakts der Cloud Service Provider erbracht werden können. Hier sieht sich Microsoft vorn – auch wenn es eher ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit Amazon Web Services sein dürfte. Doch die jüngst angekündigten Investitionen im Rheinischen Braunkohlerevier und an anderen Standorten in Europa zeigen, dass Microsoft den Ausbau der Rechenleistung mit Milliarden-Investitionen vorantreiben will. Und auch deshalb hat Microsofts Präsident Brad Smith bei seinem jüngsten Besuch in Brüssel den Willen seiner Firma bekräftigt, gegen mögliche Repressalien durch die US-Regierung Widerstand leisten zu wollen. Tatsächlich liebäugelt US-Präsident Donald Trump mit dem Gedanken, den Europäern nicht nur Strafzölle aufzubrummen, sondern auch den Digitalhahn zuzudrehen. Dann würde allerdings tatsächlich in Europa KI-Not drohen. Unter dem Arbeitstitel – „Analog war gestern“ – arbeite ich derzeit an meinem neuesten Buch, in dem ich natürlich in die Zukunft schaue, indem ich aber auch auf 830 Bonnblogs zu Themen wie Informationswirtschaft, Mittelstand und Wirtschaftspolitik zurückscheue. Es ist nicht leicht zu ertragen, wenn man in der Rückschau liest, welche Visionen, welche Warnungen, welche Aufmunterungen zu Mut und Handeln in diesen Texten stecken – die offensichtlich ungehört verhallten. Aber ich will es noch einmal versuchen – quasi mit der Quintessenz daraus. „Analog war gestern – die jetzt notwendige Verfassungsänderung!“ wird im Herbst 2025 erscheinen. Wer neugierig geworden ist, kann schon jetzt eine Subskription zeichnen. Den Link dazu gibt es hier.
von Heinz-Paul Bonn 19. Mai 2025
Eigentlich hätten wir schon 2005 das Jahr der Digitalisierung feiern können. Haben wir aber nicht. Auch zehn Jahre später, 2015, haben weder die Verwaltungen, noch der deutsche Mittelstand den Durchbruch gewagt. Denn erst, 2005, war kein Geld da, dann 2015 fehlte angesichts voller Auftragsbücher die Zeit. Und die Bundesregierung befasste sich mehr mit Immigration als mit Innovation. Das Ergebnis: 2021, zum Beginn der Corona-Krise, mussten wir feststellen, dass das Faxgerät noch immer das Kommunikationsmittel der Wahl in deutschen Behörden war. Dieses für die digitale Bräsigkeit Deutschlands geradezu sprichwörtlich gewordene Faxgerät soll nun endlich auf dem Müllhaufen der Geschichte landen, versprach Bundesdigitalminister Karsten Wildberger in seiner Antrittsrede im Bundestag. Das klingt bodenständig und zurückhaltend – offenbar weiß der Manager von MediaMarkt und Saturn, wieviel er dem deutschen Beamtenapparat und dem Mittelstand zumuten kann. Es klingt denn auch schon fast wie ein Einführungsvortrag in die traditionelle chinesische Medizin, wenn er formuliert: "Digitalisierung ist ein Prozess. Der braucht Zeit, der braucht Mut, der braucht Expertise, der braucht Geduld und der braucht Partner." Wie wahr und doch so banal. Ich hatte mir ein Feuerwerk an Initiativen erhofft, die dem deutschen Mittelstand den Weg in die Digitalisierung schmackhaft machen und eine individuelle Entbürokratisierungsinitiative für jeden einzelnen Betrieb durch Effizienz und künstliche Intelligenz eingeleitet hätte. Stattdessen bekamen wir Klassiker, die nicht weniger notwendig sind, aber eben doch schon ein wenig altbacken daherkommen: „Deutschland-Stack und Bürger-ID. Das klingt nach: Selbstverständlichkeit im Baltikum, bei uns bald ein Unikum. Doch was ist das überhaupt? Jeder Bürger solle eine digitale Identität erhalten, "die das Leben erleichtert, vom Personalausweis über den Führerschein bis zur Fahrkarte. Alles in einem digitalen Portemonnaie." Der geplante Deutschland-Stack steht demnach für "eine einheitliche IT-Infrastruktur mit Basiskomponenten wie Cloud- und IT-Diensten und klar definierten Schnittstellen mit Fokus auf Cybersicherheit.“ Am 17. Mai eines jeden Jahres feiern wir weltweit den Tag des Internets, der Telekommunikation und den Tag der Informationsgesellschaft. Der 17. Mai 2026 ist sicher ein guter Tag, um darauf zu achten, wie weit Karsten Wildberger mit seinen Initiativen bereits gekommen ist. Ich hoffe, die kommenden zwölf Monate werden das Jahr der Digitalisierung in Deutschland. Die Erfahrungen aus der Einführung der elektronischen Gesundheitskarte lassen allerdings wenig Hoffnung aufkommen. Doch eines gilt heute ebenso wie nächstes Jahr: Analog war gestern! Unter diesem Arbeitstitel – „Analog war gestern“ – arbeite ich derzeit an meinem neuesten Buch, in dem ich natürlich in die Zukunft schaue, indem ich aber auch auf 830 Bonnblogs zu Themen wie Informationswirtschaft, Mittelstand und Wirtschaftspolitik zurückscheue. Es ist nicht leicht zu ertragen, wenn man in der Rückschau liest, welche Visionen, welche Warnungen, welche Aufmunterungen zu Mut und Handeln in diesen Texten stecken – die offensichtlich ungehört verhallten. Aber ich will es noch einmal versuchen – quasi mit der Quintessenz daraus. Und ich hoffe sehr, dass ich beim Erscheinen dieses Buches im Herbst dieses Jahres auch schon über Erfolge des Bundesdigitalministers berichtet haben werde. (Ich liebe das Futurum II.) „Analog war gestern – die jetzt notwendige Verfassungsänderung!“ wird im Herbst 2025 erscheinen. Wer neugierig geworden ist, kann schon jetzt eine Subskription zeichnen. Den Link dazu gibt es hier.
von Heinz-Paul Bonn 11. Mai 2025
Der eine benötigte vier Wahlgänge und sprach vom Frieden. Der andere brauchte zwei Wahlgänge und sprach davon, alles zu tun, um den Krieg in der Ukraine zu beenden. Die Wahl von Papst Leo XIV dauerte zwei Tage, was für ein Konklave ungewöhnlich schnell ist. Die Wahl von Bundeskanzler Friedrich Merz zog sich einen Tag hin – und die Welt spricht von einer Staatskrise. Krise? Welche Krise? Der Staat, in dem wir leben, hat ganz andere Krisen zu meistern, als die verpatzte Kanzlerwahl und dem damit unterstellten möglichen Reputationsverlust. Da ist eine massive Innovationskrise, die dazu führte, dass unser Land in den Weltranglisten ins Mittelmaß durchgereicht wurde. Da ist eine immer offenkundiger werdende Infrastrukturkrise, die unsere Wirtschaft und jeden Einzelnen tagtäglich behindert. Wir befinden uns inmitten einer Klima- und Energiekrise, in der für viele Betriebe wirtschaftliches Handeln kaum noch denkbar ist. Und wir befinden uns in einer Gestaltungskrise, die aus überbordender Bürokratie und ineffizienter Verwaltung erwächst. Das sind Staatskrisen! Doch die neue Bundesregierung war noch nicht vereidigt, da ging das Wort von der Staatskrise schon um, nachdem ein paar Abweichler – mutmaßlich aus Frustration darüber, bei der Ämtervergabe übergangen worden zu sein – im ersten Wahlgang dem Kandidaten ihre Zustimmung verweigerten. Wie stark unsere Demokratie und unser Grundgesetz sind, hat dann aber vielmehr die nachfolgende Änderung der Geschäftsordnung des Bundestags gezeigt, die durch die Unterstützung der Grünen und Linken möglich wurde. Danach kam alles wie geplant – nur um Stunden verspätet. Jetzt ist ein neuer Mann im Kanzleramt, der zwar über keine Erfahrung in der Führung eines politischen Amtes verfügt, dem man aber doch nachsagen darf, dass er Steherqualitäten hat und auch nach Niederlagen wieder aufsteht. Tatsächlich ist das eine Haltung, die uns weiterhelfen könnte. Die ersten hundert Stunden machten Mut. Beurteilt werden sollte er frühestens nach hundert Tagen. Und dann ist da dieser neue Papst, in Chicago geboren, dessen Wahl nun so wirkt, als sei das Konklave vor dem US-amerikanischen Präsidenten eingeknickt. Doch wer nun unter wem regieren wird, wird sich noch herausstellen – auch dazu braucht es eine Stillhaltepflicht. Eines aber ist sicher: der Augustiner Robert Francis Prevost hat schon jetzt Richtungspfeiler gesetzt: Mit dem Namen Leo stellt er sich in die Nachfolge von Leo XIII, dessen Sozialenzyklika die Hinwendung der katholischen Kirche aus der Isolation in die (sozial)politische Verantwortung nach der ersten industriellen Revolution eingeleitet hat. Leo XIV sieht sich in einer ähnlichen Situation: die industrielle Revolution durch künstliche Intelligenz, so sagte er, stelle eine neue Herausforderung für die soziale Frage – und die stehe ganz oben auf seiner Agenda. Aber auch er steht einem Staat vor, der von Krisen geschüttelt ist: Der zaghafte Reformkurs seines Vorgängers hat die Zerrissenheit zwischen Konservativen und Liberalen nur verstärkt – der Wunsch zur Umkehr hat das Konklave anfangs beeinflusst und damit andere Kandidaten favorisiert. Doch eine alte Weisheit im Vatikanstaat lautet: „Wer als Papst in das Konklave hineingeht, kommt als Kardinal wieder heraus.“ Robert Francis Prevost ist den umgekehrten Weg gegangen. Dabei dürfte ihm sein bisheriges Amt, das ihm die Personalverantwortung im Vatikan übertrug, geholfen haben, um als Brückenbauer zu wirken. Eine Eigenschaft, die der neue Bundeskanzler allerdings noch erwerben muss – vor allem in der Krise. 
von Heinz-Paul Bonn 5. Mai 2025
The world was briefly stunned when US President Donald Trump, with one of his first decrees in office, temporarily suspended military support, satellite reconnaissance, and communication infrastructure for Ukraine. Military experts wondered what would happen if this support were to be withdrawn for Europe as part of NATO. Even more concerning, European entrepreneurs began to ask themselves what they would do if Trump ordered his tech companies to stop offering their digital services in Europe. Such a scenario was—and still is—quite realistic in the context of trade disputes. If an actual trade war were to erupt between the USA and the EU, it is entirely conceivable that Europe could face a digital blackout if the opposing side were tempted to shut down the entire infrastructure provided in Europe by American high-tech companies. There is already a growing chorus in Europe advocating for more “digital sovereignty” and calling for an independent digital infrastructure based on cloud computing, artificial intelligence, and internet communication. Some state governments in Germany are even beginning to steer away from MAGA—which in this case does not stand for “Make America Great Again,” but for Microsoft, Amazon, Google, and Apple. “Should any government anywhere in the world issue an order forcing Microsoft to suspend or cease operations or support for our data centers in Europe, we will take legal action,” Microsoft President Brad Smith declared last Wednesday during a visit to Brussels—thereby signaling: We are the good guys. In any case, Microsoft deemed such a scenario “unlikely.” Yet, in view of the current “geopolitical volatility,” the unexpected is never far away. After all, a number of European regulations targeting digital conglomerates are a thorn in the side of the US President. These include digital taxes in EU countries such as France, as well as EU laws through which Brussels seeks to curb the market power of the tech giants. In the event of further escalation in the trade dispute with Trump, EU representatives fear that the US President might actually instruct US companies to withdraw from Europe. According to industry insiders like the German Digital Association Bitkom, European companies are heavily dependent on cloud services from the USA. And conversely, Microsoft generates a quarter of its revenue in Europe—and that share is expected to rise given anticipated investments in cloud computing and artificial intelligence. It is no wonder, therefore, that Brad Smith not only renewed his commitment to ensuring more computing power from hyperscalers in Germany and Europe—as is currently planned for the Rhenish lignite region—but is also negotiating a third location in the lignite area of Grevenbroich, west of North Rhine-Westphalia’s state capital Düsseldorf. The plan to boost Europe’s data center capacity by 40 percent could lead to 200 additional data centers and a multi-billion-dollar investment on the Old Continent. “As every citizen and every company, we do not always agree with every measure taken by every government,” Brad Smith diplomatically remarked. “But even if we have lost cases before European courts, Microsoft has long respected and complied with European laws.” For this reason, Brad Smith also reiterated in a globally noted blog post that legal action would be taken against any attempt by the US government to ban Microsoft’s engagement in Europe. The message is clear: We are the good guys! Microsoft points to its cooperation with SAP under the name Delos. SAP emphasizes that while the technology was adopted from Microsoft, the infrastructure entirely belongs to SAP. In France, Microsoft collaborates with Capgemini and Orange. This arrangement is reminiscent of a construct that Microsoft created in cooperation with Deutsche Telekom a decade ago. Back then, the Microsoft Cloud was essentially managed in trust by Deutsche Telekom. However, the product suffered from two problems: firstly, interest in cloud computing had not yet taken off, and secondly, although the solution was secure, it was also expensive. Microsoft is trying to distinguish itself positively from its competitors. For instance, Mark Zuckerberg strikes a very different tone when, in March in the Wall Street Journal, he called on the US government for “aggressive” support to avoid impending EU fines. And Apple, following a 500‑million‑dollar fine imposed by the EU, complained that it was “yet another example of the Commission unfairly targeting the company” and forcing it to give away technology for free. Microsoft’s Brad Smith, on the other hand, extends an olive branch to Europeans. He is seeking a transatlantic balancing act. After all, the message should not be misunderstood: We are, after all, the good guys!