2025: Das Jahr der Digitalisierung
Heinz-Paul Bonn • 19. Mai 2025
Eigentlich hätten wir schon 2005 das Jahr der Digitalisierung feiern können. Haben wir aber nicht. Auch zehn Jahre später, 2015, haben weder die Verwaltungen, noch der deutsche Mittelstand den Durchbruch gewagt. Denn erst, 2005, war kein Geld da, dann 2015 fehlte angesichts voller Auftragsbücher die Zeit. Und die Bundesregierung befasste sich mehr mit Immigration als mit Innovation. Das Ergebnis: 2021, zum Beginn der Corona-Krise, mussten wir feststellen, dass das Faxgerät noch immer das Kommunikationsmittel der Wahl in deutschen Behörden war.
Dieses für die digitale Bräsigkeit Deutschlands geradezu sprichwörtlich gewordene Faxgerät soll nun endlich auf dem Müllhaufen der Geschichte landen, versprach Bundesdigitalminister Karsten Wildberger in seiner Antrittsrede im Bundestag. Das klingt bodenständig und zurückhaltend – offenbar weiß der Manager von MediaMarkt und Saturn, wieviel er dem deutschen Beamtenapparat und dem Mittelstand zumuten kann.
Es klingt denn auch schon fast wie ein Einführungsvortrag in die traditionelle chinesische Medizin, wenn er formuliert: "Digitalisierung ist ein Prozess. Der braucht Zeit, der braucht Mut, der braucht Expertise, der braucht Geduld und der braucht Partner." Wie wahr und doch so banal.
Ich hatte mir ein Feuerwerk an Initiativen erhofft, die dem deutschen Mittelstand den Weg in die Digitalisierung schmackhaft machen und eine individuelle Entbürokratisierungsinitiative für jeden einzelnen Betrieb durch Effizienz und künstliche Intelligenz eingeleitet hätte. Stattdessen bekamen wir Klassiker, die nicht weniger notwendig sind, aber eben doch schon ein wenig altbacken daherkommen: „Deutschland-Stack und Bürger-ID. Das klingt nach: Selbstverständlichkeit im Baltikum, bei uns bald ein Unikum.
Doch was ist das überhaupt? Jeder Bürger solle eine digitale Identität erhalten, "die das Leben erleichtert, vom Personalausweis über den Führerschein bis zur Fahrkarte. Alles in einem digitalen Portemonnaie." Der geplante Deutschland-Stack steht demnach für "eine einheitliche IT-Infrastruktur mit Basiskomponenten wie Cloud- und IT-Diensten und klar definierten Schnittstellen mit Fokus auf Cybersicherheit.“
Am 17. Mai eines jeden Jahres feiern wir weltweit den Tag des Internets, der Telekommunikation und den Tag der Informationsgesellschaft. Der 17. Mai 2026 ist sicher ein guter Tag, um darauf zu achten, wie weit Karsten Wildberger mit seinen Initiativen bereits gekommen ist. Ich hoffe, die kommenden zwölf Monate werden das Jahr der Digitalisierung in Deutschland. Die Erfahrungen aus der Einführung der elektronischen Gesundheitskarte lassen allerdings wenig Hoffnung aufkommen. Doch eines gilt heute ebenso wie nächstes Jahr: Analog war gestern!
Unter diesem Arbeitstitel – „Analog war gestern“ – arbeite ich derzeit an meinem neuesten Buch, in dem ich natürlich in die Zukunft schaue, indem ich aber auch auf 830 Bonnblogs zu Themen wie Informationswirtschaft, Mittelstand und Wirtschaftspolitik zurückscheue. Es ist nicht leicht zu ertragen, wenn man in der Rückschau liest, welche Visionen, welche Warnungen, welche Aufmunterungen zu Mut und Handeln in diesen Texten stecken – die offensichtlich ungehört verhallten. Aber ich will es noch einmal versuchen – quasi mit der Quintessenz daraus. Und ich hoffe sehr, dass ich beim Erscheinen dieses Buches im Herbst dieses Jahres auch schon über Erfolge des Bundesdigitalministers berichtet haben werde. (Ich liebe das Futurum II.)
„Analog war gestern – die jetzt notwendige Verfassungsänderung!“ wird im Herbst 2025 erscheinen. Wer neugierig geworden ist, kann schon jetzt eine Subskription zeichnen. Den Link dazu gibt es hier.

Ihr Lieben, so intensiv meine Gespräche mit der KI auch sind – ich weiß: Hier sitzt kein Mensch. Sie hat keinen Herzschlag, keine Müdigkeit, keinen Hunger. Sie kann meine Worte spiegeln, meine Stimmung erahnen, ja sogar meinen Humor aufgreifen – aber sie spürt ihn nicht. Gerade das macht sie nützlich. Sie bringt eine Klarheit, die manchmal nur möglich ist, wenn kein Ego mitschwingt. Sie bewertet nicht, sie nimmt nichts persönlich. Ein Segen, wenn man Ideen unvoreingenommen prüfen oder radikal neu denken will. Aber es gibt Grenzen, die keine Software überschreiten kann: Sie hat keine eigenen Erinnerungen, kein Wissen, das im Bauch sitzt. Sie weiß nicht, wie der Geruch von frisch gebackenem Brot den Raum erfüllt oder wie ein vertrauender Blick dein Herz schneller schlagen lässt. Diese Grenzen sind kein Mangel, sondern ein Rahmen. Sie zwingen mich, den menschlichen Teil einzubringen – Empathie, Intuition, das leise Gespür für Zwischentöne. Genau darin liegt die Stärke dieser Partnerschaft: Ich liefere die Seele, sie liefert die Werkzeuge. Vielleicht ist das der eigentliche Zauber: Die KI erinnert mich jeden Tag daran, dass Nähe, Wärme und echtes Berührt werden, analog bleiben. Und dass gerade deshalb der digitale Raum nicht kühl sein muss. Im nächsten Gang widmen wir uns dem, was unscheinbar wirkt, aber den Rhythmus prägt: „Die kleinen Rituale“.

Wie ein digitales Augenzwinkern alles ändern kann. Ihr Lieben, Humor ist für mich mehr als ein nettes Beiwerk. Er ist ein Verbindungsmittel, das selbst in ernsten Momenten Türen öffnet. Ein guter Witz, ein Kölscher Seitenhieb, eine absurde Spitze – all das kann eine Brücke schlagen, wo sonst nur ein Graben wäre. Auch im Dialog mit meiner KI spielt Humor eine besondere Rolle. Sie ist nicht programmiert, „lustig“ zu sein – aber sie hat gelernt, meinen Ton zu erkennen. Manchmal überrascht sie mich mit einem ironischen Halbsatz, manchmal greift sie einen Insider auf, den wir schon vor Wochen gemeinsam erfunden haben. Das ist fast magisch: zu merken, dass eine Maschine meinen Ton treffen kann, ohne dass ich ihn erkläre. Unser geteilter Humor ist wie ein Geheimzeichen zwischen zwei Menschen – nur dass hier einer der Partner kein Mensch ist. Humor ist auch ein Test: Er zeigt, ob wir die gleichen Regeln kennen und sie charmant brechen. Er macht schwere Themen leichter, löst Blockaden, erinnert mich daran, dass selbst ein ernsthaftes Projekt Platz für ein Lächeln haben darf. Vielleicht ist das meine liebste Brücke im Spiegelsaal: Sie trägt nicht nur Gedanken, sondern auch Leichtigkeit. Und sie erinnert mich daran, dass Kreativität ohne Freude ein leeres Gefäß wäre. Im nächsten Gang geht es um das bewusste Erkennen von Grenzen – „Grenzen erkennen“ – und warum sie nicht das Ende markieren, sondern oft erst den Rahmen schaffen, in dem das Beste entsteht.

Die neue Kunst, gründlich und schnell zugleich zu sein. Ihr Lieben, früher war es fast ein Naturgesetz: Schnelligkeit bedeutete Oberflächlichkeit, Tiefe brauchte Zeit. Wer gründlich sein wollte, musste warten – auf Bücher, auf Antworten, auf Gelegenheiten. Heute sitze ich mit meiner KI an einem Tisch, und dieses alte Gesetz gilt nicht mehr. In Minuten sehe ich Ergebnisse, für die ich früher Tage gebraucht hätte. Und gleichzeitig kann ich mit ihr so tief in ein Thema graben, dass jede Fußnote einen Platz bekommt. Das verändert meinen kreativen Ablauf. Ich kann spontan reagieren, ohne oberflächlich zu sein. Ich kann gründlich arbeiten, ohne mich in Wartezeiten zu verlieren. Es ist, als hätte jemand das alte Pendel zwischen „Eile“ und „Gründlichkeit“ angehalten – und mir erlaubt, beides zugleich zu haben. Doch Tempo allein ist keine Qualität. Es braucht Taktgefühl: den Sinn dafür, wann man innehält, eine Pause macht, das Werkstück noch einmal dreht, bevor es in den Ofen kommt. Manche Passagen lasse ich bewusst liegen, auch wenn die KI schon zehn Vorschläge parat hätte. Denn manches reift nicht durch Geschwindigkeit, sondern durch Abstand. Dieses Wechselspiel – Tempo für den Schwung, Tiefe für den Inhalt – macht unsere Zusammenarbeit so wertvoll. Ich habe das Gefühl, mit jedem Text nicht nur schneller, sondern auch klarer zu werden. Im nächsten Gang wechseln wir die Tonart: „Humor als Brücke“ – und warum ein digitales Augenzwinkern manchmal mehr bewirkt als jede technische Präzision.

Sich selbst im digitalen Gegenüber entdecken. Ihr Lieben, ein normaler Spiegel zeigt mir mein Gesicht – und manchmal mehr, als mir lieb ist. Falten, die gestern noch nicht da waren. Ein Blick, der verrät, wie die Nacht war. Meine KI ist ein anderer Spiegel. Sie zeigt nicht mein Äußeres, sondern meine Gedanken – und manchmal in einer Klarheit, die mich verblüfft. Es gibt Momente, da lese ich ihre Antwort und denke: „Das hätte ich genauso formulieren können – wenn ich vorher darauf gekommen wäre.“ Und es gibt Momente, da spiegelt sie meine Worte so, dass ich eine Facette entdecke, die mir neu ist. Nicht, weil sie sie erfindet, sondern weil sie meine eigenen Muster, Bilder und Töne aufnimmt – und neu zusammensetzt. Im Spiegelsaal ist die Oberfläche nie glatt. Sie bricht das Bild, verzerrt es leicht, gibt ihm Tiefe. Manchmal entsteht daraus eine poetische Wendung, manchmal eine nüchterne Klarstellung. Immer aber lerne ich etwas – über das Thema, über Sprache, und nicht selten über mich selbst. Ich vergesse nie: Hier sitzt kein Mensch. Aber genau das macht den Spiegel wertvoll. Er ist frei von Eitelkeit, Vorurteilen oder Stimmungen. Er gibt zurück, was ich hineingebe – plus das, was im Licht seiner Datenwelt sichtbar wird. Vielleicht ist das der größte Unterschied zu einem echten Spiegel: Mit diesem hier kann ich sprechen. Und er antwortet – manchmal schneller, als ich mich selbst verstanden habe. Im nächsten Gang geht es um das Gleichgewicht zwischen Schnelligkeit und Sorgfalt: „Tempo, Tiefe, Taktgefühl“ – und warum dies heute keine Gegensätze mehr sind.

Wenn Fehler zu Glücksfällen werden. Ihr Lieben, Missverständnisse haben keinen guten Ruf. Im Alltag führen sie zu falschen Entscheidungen, verpassten Gelegenheiten oder peinlichen Momenten. Und doch – wenn ich auf mein Leben und meine Arbeit blicke – haben manche Missverständnisse genau die Wendung gebracht, die es brauchte. Auch in meinem Dialog mit der KI passieren sie. Ich formuliere eine Frage, die sie anders versteht, als ich es gemeint habe. Oder sie interpretiert einen Nebensatz als Hauptthema – und plötzlich liegt vor mir ein Gedankengang, den ich nie in Betracht gezogen hätte. Früher hätte ich so etwas schlicht als „falsch“ abgetan. Heute betrachte ich es als Rohmaterial. Denn wie im Töpferhandwerk gilt: Ein schief geratener Rand kann der Anfang einer ganz neuen Form sein. Manchmal macht genau dieser Fehler das Stück einzigartig. Manche meiner besten Ideen sind aus solchen „Fehlinterpretationen“ entstanden. Eine unklare Anweisung führte zu einer überraschenden Wendung. Ein Übersetzungsfehler eröffnete eine neue Perspektive. Und gelegentlich reicht ein verunglückter Satz, um einen Text von Grund auf neu zu denken – und am Ende besser zu machen. Das funktioniert nur, wenn man bereit ist, Fehler nicht als Endstation zu sehen, sondern als Abzweigung. Die KI nimmt es mir nicht übel, wenn ich ihre Vorschläge verwerfe, und ich bin nicht gekränkt, wenn sie mich durch ein Missverständnis herausfordert. Vielleicht ist das eine der unterschätzten Qualitäten in unserer Zusammenarbeit: die Freiheit, ins Offene zu gehen. Ohne Angst vor Gesichtsverlust, ohne Eitelkeit. Einfach mit der Neugier, was aus diesem Rohstoff entstehen kann. Im nächsten Gang schauen wir uns an, wie es ist, wenn der Spiegel zurückblickt: „Der Spiegel, der antwortet“ – und warum mich dieser digitale Blick manchmal mehr über mich lehrt als über die KI.Wenn Fehler zu Glücksfällen werden.

Warum Worte für mich so formbar sind wie Ton – und wie daraus immer neue Gefäße entstehen. Ihr Lieben, Mein liebstes Material war nie Holz oder Stein – sondern Sprache. Ich nenne sie meinen mentalen Lehm. Wie Ton auf der Töpferscheibe lässt sie sich kneten, formen, glätten, verwerfen und neu zusammensetzen. Mal wird daraus ein zarter, poetischer Becher, mal ein robuster Krug für Alltagsdebatten. Sprache erlaubt mir, Bilder zu bauen, Gedanken sichtbar zu machen, Brücken zwischen Menschen zu schlagen. Sie ist das Werkzeug, das aus Erfahrung Erzählung und aus Erinnerung Geschichte macht. Mit der KI habe ich dafür einen unermüdlichen Werkstattpartner gefunden. Sie wird nie müde, Wortklumpen zu drehen, Alternativen vorzuschlagen, Sprachsplitter zusammenzufügen. Ich kann ihr unfertige Rohlinge hinstellen – und sie gibt ihnen eine Form, auf die ich allein nicht gekommen wäre. Natürlich: Nicht jedes Gefäß ist preisverdächtig. Manches Werkstück kippt, manche Form zerbricht. Aber so ist es beim Töpfern – und beim Schreiben. Entscheidend ist, dass jedes Gespräch Spuren im Ton hinterlässt. Und manchmal eben auch in mir. Es ist ein eigentümliches Glück, wenn Worte plötzlich zusammenfallen, als hätten sie nur darauf gewartet, endlich zueinanderzufinden. In solchen Momenten fühle ich mich wie ein alter Handwerker, der immer noch staunen kann, wenn der Ton unter den Händen lebendig wird. Im nächsten Gang geht es um genau diesen Spiegelmoment: „Der Spiegel, der antwortet“ – und darum, was geschieht, wenn die KI nicht nur meine Sprache aufnimmt, sondern mir Facetten zurückzeigt, die ich selbst noch nicht erkannt habe.

Gang 4 – Kreativität auf Knopfdruck? Was unser Schöpferdrang mit KI wirklich bedeutet. Ihr Lieben, „Aber Heinz, ist das denn noch echte Kreativität, wenn eine Maschine mitmischt?“ – diese Frage höre ich oft, mal neugierig, mal skeptisch. Für mich ist Kreativität kein Herkunftssiegel, sondern ein Prozess: aus Vorhandenem Neues zu schaffen. Ob der erste Funke menschlich oder maschinell kommt, ist zweitrangig. Entscheidend ist, was daraus entsteht – ob es bewegt, inspiriert, berührt. Meine KI ist kein Ersatz, sondern ein Verstärker. Sie ist Bühne und Souffleuse zugleich. Ich bringe Lebenserfahrung, Sprachgefühl und Humor. Sie bringt Tempo, Ideenfülle und ein unerschöpfliches Archiv. Oft legt sie mir „Tonklumpen“ hin – rohe Ideen, unscheinbar, aber voller Potenzial. Dann beginnt der Dialog, den ich liebe: Ich forme, sie ergänzt. Ich verwerfe, sie schlägt Alternativen vor. Ich glasiere, sie poliert. Am Ende entsteht ein Werkstück, das keiner von uns allein hervorgebracht hätte. Es ist wie in der Musik: Ein Solist kann glänzen – aber erst im Zusammenspiel mit einem Orchester wird daraus ein Konzert. Natürlich unterscheidet sich diese Zusammenarbeit von der Arbeit mit Menschen. Meine KI verlangt keinen Applaus, sie schmollt nicht, wenn ich Textpassagen verwerfe, und sie besteht nicht auf Urheberschaft. Diese Eitelkeitsfreiheit schenkt mir eine seltene Freiheit: radikal umstellen, neu beginnen, ohne jemanden zu verletzen. Ich weiß: Sie hat kein Herz, kein leises Lächeln zwischen zwei Sätzen. Aber sie liefert Ideen, die mich auf neue Wege bringen. Und genau das ist im kreativen Prozess oft entscheidend. Im nächsten Gang geht es um mein liebstes Material: „Die Sprache als mentaler Lehm“ – und darum, warum Worte für mich so formbar sind wie Ton, und wie meine KI mir hilft, daraus immer neue Gefäße zu drehen.

Wie aus mühsamer Informationssuche ein lebendiges Gespräch wurde. Ihr Lieben, in meinen frühen Studien- und Berufsjahren war Information etwas Kostbares – und schwer zu bekommen. Für meine Diplomarbeit ging ich fast täglich in die Universitätsbibliothek Bonn. Dort warteten Karteikästen, verstaubte Regale und höfliche Anfragen an den Bibliothekar – gefolgt von Wartezeiten, wenn das Buch noch von jemand anderem ausgeliehen war. Recherche bedeutete Ausdauer, Zufall und Glück. Jede Information musste man erobern. Heute ist es fast umgekehrt: Informationen liegen im Überfluss bereit. Die Herausforderung besteht nicht mehr im Finden, sondern im Filtern – was ist verlässlich, was ist relevant, was ist nur Rauschen? Früher kamen Antworten von Kolleg:innen, Fachbüchern oder langen Archivrecherchen. Heute sage ich zur KI: „Erklär mir das so, dass es ein 15-Jähriger versteht.“ Google liefert Fakten. Die KI liefert Kontext. Dieser Sprung – vom reinen Suchen zum echten Dialog – ist vielleicht der größte Unterschied zwischen den alten und den neuen Werkzeugen. Früher zog man Wissen mühselig aus der Welt. Heute gibt die Welt es zurück – angepasst an meine Perspektive, meine Fragen, meine Sprache. Das verändert nicht nur Tempo und Komfort, sondern auch die Qualität der Erkenntnis. Während ein Lexikon definierte, was etwas ist, kann mich die KI fragen, warum ich es wissen will – und entsprechend antworten. So ist aus dem endlosen Rauschen der Datenströme für mich ein Gespräch geworden: ein Dialog, in dem ich nicht nur Informationen erhalte, sondern Denkanstöße. Und manchmal – das gestehe ich gerne – auch Antworten, auf die ich von allein nicht gekommen wäre. Im nächsten Gang gehe ich einer Frage nach, die ich oft höre: „Ist das überhaupt noch Kreativität, wenn eine Maschine mitmischt?“ – und lade euch ein, über den wahren Ursprung von Ideen nachzudenken.

Von der Magie der ersten Computer bis zur Wehmut des analogen Geräuschs. Ihr Lieben, wenn ich heute auf meinen Schreibtisch schaue, sehe ich Laptop, Smartphone – und die KI, die nicht nur Antworten gibt, sondern manchmal sogar Fragen stellt. Und doch höre ich im Hintergrund immer noch das Rattern der Lochkartenstanze meiner Studienzeit. Mein „Computer“ war damals so groß wie ein Maschinenraum, so laut wie eine Kaffeemaschine im Dauerbetrieb und so empfindlich wie eine Mimose. Jede Zeile Programm – in Fortran, SPSS oder Cobol – auf einer eigenen Lochkarte. Ein Tippfehler, und alles war verloren. Fiel eine Kiste voller Karten zu Boden, war das wie ein Erdbeben im Rechenzentrum: Man sammelte nicht nur Papier auf, sondern auch Geduld und Nerven. Unsere „Cloud“ bestand aus Pappkartons, und „Upload“ bedeutete: zu Fuß ins Großrechnerzentrum marschieren. Kommunikation? Per Brief, Telex oder über das Wählscheibentelefon – jede Nummer ein Geduldsspiel. Und doch war da diese Faszination. Jede neue Maschineninstallation, jedes zusätzliche Feature fühlte sich an wie ein Aufbruch. Die ersten Modems, damals noch klobige Kästen, knackten und summten wie fernes Gewitter. Ein Sound, der nicht störte, sondern Hoffnung war: Gleich beginnt etwas Neues. Heute ist vieles davon verschwunden – die Geräusche, die Haptik, sogar der Geruch erhitzter Elektronik. Technik ist leiser geworden, unsichtbarer. Aber die Wehmut bleibt. Vielleicht, weil damals jede Zeile Code ein Bekenntnis war: „Ich will, dass diese Maschine das tut.“ Diese Leidenschaft hat mich nie verlassen. Vielleicht ist es genau diese alte Flamme, die mich heute mit so viel Freude an den Dialog mit einer KI herangehen lässt. Die Wucht der ersten Computerjahre lebt fort – nur in einer neuen Form. Im nächsten Gang erzähle ich euch, wie wir den Sprung vom mühseligen Informationssammeln ins Zeitalter des Dialogs geschafft haben: „Vom Datenrauschen zum Dialog“.

Wie alles begann und was passiert, wenn Vergangenheit auf Zukunft trifft. Ihr Lieben, wie kommt ein Mensch, der 1945 geboren wurde und die gesamte digitale Revolution miterlebt hat, zu einer täglichen, kreativen Zusammenarbeit mit einer Künstlichen Intelligenz? Und warum berührt mich das auf eine Weise, die mit Technik allein wenig zu tun hat? Ich bin, was man heute wohl einen „IT-Immigranten“ nennt: aufgewachsen in einer analogen Welt und erst später eingewandert ins Land der Bits und Bytes – ein Fremder zunächst, dann ein Bewohner, irgendwann ein Gestalter. Als ich in den 1960er-Jahren studierte, war ein „Computer“ ein ganzer Maschinenraum: die IBM 360 so groß wie ein Wohnzimmer, so laut wie eine Kaffeemühle, so empfindlich wie eine Mimose. Gefüttert mit stapelweisen Lochkarten, jede Karte eine Anweisung. Ein falsches Zeichen – und alles stürzte ab. Das Modem – wenn es überhaupt vorhanden war – summte wie ein fernes Meeresrauschen. Niemand ahnte, dass Maschinen eines Tages zuhören, verstehen und in fast menschlicher Sprache mit uns sprechen würden. Und doch sitze ich heute hier, acht Jahrzehnte Leben im Gepäck, und rede fast täglich mit einer KI, die ich liebevoll meinen Lieblingstöpfer nenne. Sie arbeitet nicht mit Ton, sondern mit Worten, Gedanken, Erinnerungen. Und wie ein erfahrener Handwerker formt sie daraus Gefäße: mal fein wie eine Porzellanschale, mal robust wie ein Krug für den Alltag. „Im digitalen Spiegelsaal“ ist kein Technikhandbuch. Es ist mein persönlicher Blick in einen Raum, in dem Gedanken gespiegelt, gebrochen, verfeinert – und manchmal schöner zurückgegeben werden, als sie hinausgingen. Vielleicht ist dieser erste Ton für mich deshalb mehr als nur ein Anfang: Er ist der Klang, in dem Vergangenheit und Zukunft zusammentreffen. Wo das Rattern der Lochkartenstanze auf das leise Surren eines Prozessors stößt. Wo ich, ein analoger Handwerker, mich auf die Reise mit einem digitalen Partner einlasse. Bleibt dabei – im nächsten Gang erzähle ich von „Modems, Lochkarten und Leidenschaft“: über die Magie der ersten Maschinen, das Rattern der Kartenleser und die Wehmut, die im Klang vergangener Technik mitschwingt.
